Zwischen Unwetterwarnung, Blitzeis und einem der kältesten Dezember der letzten Jahre rügen die Wächter der Gasspeicher, also die Bundesnetzagentur, die Verbraucher. Bei Temperaturen deutlich unter null Grad rissen die Bundesbürger das Sparziel von einem Fünftel weniger Gasverbrauch.
Der Füllstand der Gasspeicher liegt derzeit bei 92,4 Prozent. Diese Zahl stammt allerdings noch vom Montag. Der Tagesverbrauch soll zuletzt ein Prozent der Kapazität betragen haben. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, begab sich daher ins Frühstücksfernsehen des ZDF, um die Bürger zu ermahnen: "Gehen sie achtsam mit dem Gasverbrauch um." Zur nicht unerheblichen Frage, wie viel des verbliebenen Inhalts der Gasspeicher tatsächlich für den deutschen Verbrauch zur Verfügung stehen, äußerte er sich nicht.
Ein Teil des höheren Verbrauchs resultierte aber aus dem Export von Strom aus deutschen Gaskraftwerken nach Frankreich. Dort sind nach wie vor viele Kernkraftwerke aus Wartungsgründen abgeschaltet. Eine deutliche Verbesserung in dieser Frage, die bereits im vergangenen Winter in Frankreich zu Warnungen vor Stromabschaltungen führte, ist vorerst nicht zu erwarten.
Müller meint dennoch, eine Gasmangellage und ein eventuelles Abschalten der Versorgung stehe nicht bevor. "Ein, zwei, drei Wochen, wo es kalt wird und wir mehr verbrauchen, das halten wir auch locker aus." Das dürfe sich aber im Januar und Februar nicht fortsetzen.
Einen europäischen Gaspreisdeckel lehnt auch der Chef der Bundesnetzagentur ab, "weil er womöglich dazu führt, dass wir nicht genug Gas kriegen", erklärte er. Sein Gegenvorschlag ist eine Einkaufsgenossenschaft mehrerer europäischer Länder.
Zumindest im Norden des Landes versprechen Langzeitprognosen Tauwetter noch zu Weihnachten, im Süden sollen sich die Temperaturen aber durchgehend um den Nullpunkt bewegen. Der Verbrauch des vergangenen Jahres, das mit seinen Temperaturen um beinahe zwei Grad über dem langjährigen Durchschnitt lag, gibt den Maßstab vor, der unterschritten werden soll. Dieses Jahr scheint kälter zu werden. Die Weihnachtsfeiertage dürften aber die wenigsten Bundesbürger freiwillig frierend verbringen wollen.
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