Laut einem Handelsblatt-Bericht am Dienstag sind die deutschen Warenkreditversicherer dazu gezwungen, für deutlich mehr Zahlungsausfälle in Deutschland einzuspringen. Im Jahr 2022 schossen die Schadenszahlungen in der Warenkredit- und Kautionsversicherung um fast 50 Prozent auf 697 Millionen Euro in die Höhe, wie der Branchenverband Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Dienstag mitteilte.
Der Vorsitzende der Kommission Kreditversicherung, Thomas Langen, betonte mit Blick auf die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, der durch die Geldmengenauswertung der EZB initiierten Inflation und die Folgen der "Corona-Krise":
"Wir spüren die toxischen Effekte gleichzeitiger Krisen. [...] In Teilen der Wirtschaft deutet sich ein regelrechter Überlebenskampf entlang der Lieferketten an."
Deutlich gestiegene Energiepreise, welche Stahl- und Ölindustrie beträfen, und der "Strukturwandel" in der deutschen Autobranche würden die Lage noch verschlimmern. Obwohl die Kreditversicherer ihre Deckungen bis 2022 um elf Prozent erhöht haben, ist die Situation deutlich angespannt: Die Rückversicherungsverträge belaufen sich mittlerweile auf einen Wert von 588 Milliarden Euro. Das sichert ein Sechstel der deutschen Exporte gegen Ausfälle ab. 2020 hatte die Bundesregierung einen sogenannten "Schutzschirm" aufgespannt, weil die Kreditversicherer davon ausgingen, dass die Ausfallraten sie in den Ruin treiben würden. Es gesellt sich aber ein weiteres Problem dazu: Viele der staatlichen Corona-Kredite an Firmen werden Ende 2022/23 fällig. Dann wird sich zeigen, ob Insolvenzen nur aufgeschoben worden sind ("Zombie-Firmen") oder die Kredite zur tatsächlichen Rettung der Firmen beigetragen haben.
Für das kommende Jahr rechnen die Kreditversicherer im GDV mit bis zu 16.800 Insolvenzen, das wäre ein Plus von 15 bis 20 Prozent gegenüber dem ohnehin schon rekordverdächtigen Jahr 2022.
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