Von Uli Gellermann
"Wir werden einander viel verzeihen müssen!", so titelt Jens Spahn sein aktuelles Buch. Was soll er wohl mir verzeihen müssen? Dass ich gegen ihn und alles, was er so verkörpert, agiert und geschrieben habe? Das wäre ja echt gnädig von ihm. Schon im Titel wird klar, dass Spahn nichts von Demokratie versteht, verstehen will: Es geht nicht ums Verzeihen, es geht um Aufklärung, um Analyse, um die Einschätzung der Kräfteverhältnisse. Was sollen wir ihm verzeihen? Dass er ein klassischer CDU-Funktionär ist und ein Lobbyist? Soll man einem Gewohnheitsverbrecher die Gewohnheiten verzeihen? Vielleicht kann man ihn umerziehen. Durch Widerstand und Druck.
Bürger als Belästigung
Der Politiker Spahn könnte sich in seinem Buch, wenn er sich denn ernsthaft mit den gesellschaftlichen Folgen der "Pandemie" beschäftigen wollte, auch mit den Argumenten seiner Gegner beschäftigen. Die gibt es für ihn nur als protestierende Belästigung, wenn er seine Villa und sein gesichertes Büro zu Wahlkampfzwecken verlässt und sie ihm, wie in Wuppertal, "Kindermörder" hinterherrufen. Die Westdeutsche Zeitung, keineswegs auf der Seite der Bürger, wusste die Szenen immerhin so zu kommentieren: "Proteste gegen Spahn in Wuppertal: Der Staat hat Teile seiner Bürger hoffnungslos verloren". Verloren haben viele Bürger den Glauben an einen Staat, der seine Corona-Botschaft auf Lügen aller Art stützte.
Zwölf Prozent für Querdenker
In einer repräsentativen Online-Befragung der Universität Hohenheim zu Querdenker-Sympathisanten lässt sich lesen, dass zwölf Prozent der deutschen Internetnutzer Verständnis für die sogenannten Querdenker haben. Wenn man sich daran erinnert, dass eine riesige Medienkampagne die "Querdenker" in die Nähe der Nazis gerückt hat, der weiß, dass es ohne diese Hasskampagne gut 20, auch 30 Prozent hätten sein können; der weiß auch, dass die Grünen mit lediglich 14,8 Prozent der Wählerstimmen zur Regierungspartei geworden sind.
Bergamo-Fälschung: Spahn weiß von nichts
"Jene dramatischen Bilder aus Bergamo haben sich in unser kollektives Gedächtnis gebrannt", schreibt Spahn. Ja, damals galt einer korrupten Medienlandschaft ein Foto mit mehreren Reihen von Särgen, auf denen eine rote Rose lag, als Beleg für die Corona-Todesgefahr. Heute kann man zum Beispiel auf der Seite des Ärzteblattes erfahren: "Einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gab es in diesem Fall gar nicht, das Foto stammt aus dem Jahr 2013 und zeigt die in einem Flughafen-Hangar aufgereihten Särge ertrunkener Boots-Flüchtlinge auf Lampedusa." Nur Spahn tut weiter so, als wüsste er von nichts.
Gesponserte Pandemie
Großzügig hantiert Spahn mit dem bedrohlichen Wort "Pandemie". Dass die WHO die Definition "Pandemie" schon zur Zeit der Schweinegrippe (April 2009) so abgeschwächt hat, dass sie damit damals wie heute den "Startschuss für die Produktion von Impfstoffen" gab ("Die gesponserte Pandemie"), verschweigen die Ghostwriter des Herrn Spahn. Dafür werden sie vom Ex-Minister bezahlt. Spahn war lange Mitinhaber der Beratungsagentur namens Politas, deren Klientel vornehmlich aus der Medizin- und Pharmabranche kamen. Der CDU-Politiker war seit 2005 im Gesundheitsausschuss, wo für die Gesundheitsbranche weitreichende Gesetze beschlossen wurden. Das nennt man nicht Korruption, sondern vornehm Lobbyismus.
Inquisitions-Kampagne gegen Professor Bhakdi
Manchmal könnte man glauben, Spahn habe was begriffen. So, wenn er die Absperrung von Spielplätzen als "Fehleinschätzung" bezeichnet. Kein Wort davon, dass die Kinderpsychologie bei ihren Patienten infolge der amtlichen Panikkampagne schwere Schäden verzeichnete. Nur eine Seite weiter wagt es Spahn zu schreiben, dass er die Freiheit der Wissenschaft einschränken "musste". Die geradezu mittelalterliche Inquisitions-Kampagne gegen Professor Sucharit Bhakdi und andere Wissenschaftler, die den Corona-Kurs der Regierung kritisierten? Gibt es für Spahn nicht.
Bis zum letzten Impftoten
Einmal – glaubt man – könnte bei Spahn die Wahrheit durchbrechen: Er zitiert das Paul-Ehrlich-Institut, das eine "auffällige Häufung (…) von Hirnvenenthrombosen (…) in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit dem COVID-19-AstraZeneca" feststellt. Was macht Spahn in seinem Buch daraus? "Der Impfstoff von AstraZeneca ist gut, sicher und wirksam." Der Pharma-Funktionär funktioniert – bis zum letzten Impftoten.
Corona-Leugner – Holocaust-Leugner
Der bekennende Katholik Spahn bekennt sich im Buch auch zu seiner Homosexualität und führt diese Koexistenz als Beweis dafür an, dass er mit dem "sowohl als auch" lebt. Wenn er von seinen Kritikern als "Corona-Leugnern" spricht, dann benutzt er dieses Propaganda-Wort aus der bewusst gewählten Nähe zu den "Holocaust-Leugnern", um sein "sowohl" brutal durchzusetzen. Die Bibel, auf die sich seine Kirche beruft, kennt diesen Satz aus dem 3. Buch Mose: "Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so ist das ein Gräuel und beide sollten des Todes sterben." (3. Mose 20, 13) In diesem Spannungsverhältnis lernt man lügen.
Von diesem Geist ist das komplette Buch.
Uli Gellermann ist Filmemacher und Journalist. Seine Erfahrungen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern grundieren seine Medienkritik. Er ist Herausgeber der Internetseite RATIONALGALERIE.
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