Bald schon ist es so weit – am Abend vor dem Nikolaustag stellen wohl viele Kinder wieder ihre Schuhe vor die Tür oder, wer Glück hat, kann auch an einem Kamin Strümpfe aufhängen. Am gleichen Tag, dem 5. Dezember, tritt das Importverbot für russisches Rohöl in Kraft. Und wie die Auskunft des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) zeigt, ist einmal mehr unter anderem ein Kamin womöglich von Vorteil.
Denn Öl-Versorgungsengpässe und Preiserhöhungen kann die Bundesregierung nicht ausschließen, zitiert die Welt die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion. Demnach könnte die Situation mit der in diesem Sommer vergleichbar sein, als der niedrige Wasserstand des Rheins den Transport von Rohstoffen, darunter Kohle, und anderen Gütern behinderte.
Das Embargo der EU tritt für Rohöl im Dezember und das für Ölprodukte im Februar in Kraft. Damit werden russische Öllieferungen über den Seeweg in die EU unterbunden. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) seien die Ölreserven der Industriestaaten zuletzt stark gesunken.
Die Lagerbestände seien demnach auf dem tiefsten Stand seit 2004. Die Ölmärkte würden zwar bis in den Winter gut ausbalanciert bleiben, hieß es jüngst, das Näherrücken des EU-Embargos für russisches Öl und Ölprodukte werde aber den Druck an den Märkten weiter erhöhen. Dies werde laut Bundesregierung nicht nur einen Einfluss auf die Preise haben, sondern teilweise auch auf die Versorgung.
Zwar hatte das Bundeswirtschaftsministerium in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass die Raffinerie PCK in Schwedt im Nordosten Brandenburgs zum ersten Mal Rohöl über den Hafen im polnischen Danzig erhalten habe. Jedoch wurden über die Menge der “alternativen Versorgung” über die Häfen Rostock und Danzig mit Verweis auf das Betriebsgeheimnis keine Angaben gemacht. Im ersten Halbjahr 2022 habe Deutschland laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) neun Prozent mehr Rohöl aus Russland eingeführt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Um wirtschaftlich rentabel zu sein, benötigt die Raffinerie Schwedt eine Mindestauslastung von 75 Prozent. Über den Rostocker Hafen abgewickelte Lieferungen gewährleisten jedoch eine Auslastung von maximal 60 Prozent. Im Übrigen sei auch mit der Raffinerie in Leuna (Sachsen-Anhalt), die ebenfalls von der Druschba-Pipeline aus Russland gespeist wird, ein weiterer alternativer Lieferweg für nicht-russisches Rohöl gegeben.
Für die Raffinerien PCK Schwedt und TRM Leuna wäre die Umstellung auf andere Lieferquellen “hinsichtlich der zu substituierenden Mengen anspruchsvoll, aber beherrschbar”, zitiert die Welt das Ministerium. Absehbar würden etwa die Transportkosten steigen, dabei liegt die Sorte Brent preislich bei durchschnittlich 20 Dollar pro Barrel über dem russischen Ural-Rohöl. Noch in der vergangenen Woche hatte das Unternehmen trotz der Lieferungen über Danzig gesagt, es bleibe ab Januar ein "Restrisiko" für den Betrieb.
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