Von Andreas Richter
Die heute-show, eine sogenannte Satiresendung des ZDF, hat den US-Oligarchen und neuen Twitter-Eigentümer Elon Musk mit einem Nazi-Vergleich beleidigt. Musk hatte angekündigt, die Meinungsfreiheit auf Twitter wieder durchzusetzen und das soziale Netzwerk zu einem "Marktplatz der Debatte" machen zu wollen. In den Mainstreammedien war der Milliardär massiv kritisiert worden, weil er damit Extremisten wieder eine Plattform biete.
Die heute-show veröffentlichte am Freitag eine Grafik, die Musk vor dem Hintergrund einer Nazi-Veranstaltung zeigte. Die Hakenkreuze in den Fahnen waren durch den Twitter-Vogel ersetzt worden. In Anspielung auf die Sportpalast-Rede von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels heißt es in der Grafik:
"Wollt ihr den totalen Tweet?"
Im begleitenden Tweet schreiben die "Satiriker":
"Dank Elon Musk darf jetzt wieder jeder alles sagen auf Twitter! Totale Meinungsfreiheit!"
Die Kommentare unter dem Tweet fielen überwiegend kritisch aus. Ein Nutzer schrieb:
"Den Kauf einer Internetplattform durch einen Milliardär mit der millionenfachen Auslöschung von Menschenleben gleichzusetzen – nur weil der GEZ-Funk heute-show der Käufer nicht passt, ist einfach nur erbärmlich."
Ein anderer schrieb:
"Wenn die heute-show mal wieder Nazivergleiche zieht, ist das Satire. Aber wehe es macht wer, der Euch nicht passt."
Ein weiterer Kommentator verwies auf einen Tweet von Musk, der geschrieben hatte:
"Während Twitter das Ziel verfolgt, den Bürgerjournalismus zu verbessern, wird die Medienelite alles versuchen, um dies zu verhindern. Die Mainstream-Medien werden immer noch gedeihen, aber der zunehmende Wettbewerb der Bürger wird dazu führen, dass sie genauer sind, da ihr Oligopol in Bezug auf Informationen gestört wird."
Ein ARD-Kommentar hatte erst vor wenigen Tagen missliebige Twitter-Nutzer als Ratten bezeichnet – eine Aussage, die später korrigiert wurde.
Die heute-show gibt sich zwar grundsätzlich kritisch, stellt die Politik der jeweiligen Bundesregierung aber kaum grundsätzlich infrage. Stattdessen fordert sie lieber noch ein wenig mehr – etwa bei den Themen "Klimaschutz", Corona-Maßnahmen oder "Solidarität mit der Ukraine" – und bestätigt so die jeweilige Regierungslinie, indem sie sie moderater erscheinen lässt.
Ihre Rolle ist damit mit der der Astroturf-Bewegungen "Fridays for Future" und "Letzte Generation" vergleichbar. Weil auch der Musk-Nazi-Vergleich der "Satiriker" im Sinne des Mainstreams ausfiel, dürfte die ganz große Empörung ausbleiben.
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