Von Uli Gellermann
Jüngst hatte der Thüringer Landtag gegen einen Antrag der CDU, gegen gendergerechte Sprache, gestimmt. Da meldete sich flugs der Linke-Abgeordnete Christian Schaft und rückte die CDU in die Nähe der AfD. Wer nicht gendert, ist rechts, so der LINKE. Christian Schaft war zeitweilig Sprecher der Konferenz Thüringer Studierendenschaften. Sein Ticket in die Oberschicht ist gebucht. Dort ist es Mode, alles als "rechts" zu bezeichnen, was quer zum Mainstream liegt. Das galt und gilt mit Vorliebe für die sogenannten Querdenker: Mit einer gigantischen Medienwalze wurden und werden die Menschen, die sich gegen das Corona-Diktat wandten, als "rechts" diffamiert. In Deutschland, dessen Nazivergangenheit den öffentlichen Diskurs prägt, wird auch der angeblich Rechte zum Unberührbaren. "Links" wiederum gilt, vor allem wenn "Links" grün angestrichen ist, als hip.
Nazi-Diskurs verzerrt die Wirklichkeit
Der deutsche Nazi-Diskurs verzerrt die gesellschaftliche Wirklichkeit. Er ist auf den Rassismus der Nazis fixiert. Die sozialen Wurzeln des Faschismus, seine Finanzierung durch das große Kapital, wird ebenso ausgeblendet wie die misslungene Entnazifizierung: In der Justiz zum Beispiel erleben die Demokraten immer wieder das Prinzip von Befehl und Gehorsam. Das Bundesverfassungsgericht ist und bleibt taub für die Klagen der Grundrechtsverteidiger. Der Antirassismus ist selektiv: Während Antisemitismus gern bemerkt wird, ist die seit Hitler beliebte Russophobie gesellschaftsfähig. Diese schweren Mängel in der Bewältigung deutscher Geschichte hat die Etikettierung von "Links" und "Rechts" entwertet.
LINKE führt Links nur im Namen
Das heute immer noch verwendete Rechts-Links-Einordnungsschema geht auf die Sitzverteilung in der französischen Nationalversammlung am Vorabend der Revolution zurück. Dort nahmen die den Status quo verteidigenden Kräfte auf der rechten, und die eine wirkliche Veränderung anstrebenden späteren "Königsmörder" auf der linken Seite des Plenums Platz. Die SPD galt als links, obwohl sie mit der Agenda 20/10 den Status des Sozialraubs geradezu aufwertete. Die GRÜNEN galten als links, obwohl sie mit dem Jugoslawienkrieg den organisierten Mord zum Status der Menschenrechts-Verteidigung erhob. Die LINKE führt zwar das "Links" im Namen, hat aber dem Abbau der Demokratie im Namen einer ominösen Gesundheit zugestimmt und Figuren wie Lauterbach und Spahn als Propheten gegen die Krankheit geheiligt.
Formalisierung der Demokratie
Der Parlamentarismus hat einen Drang zur Formalisierung der Demokratie: Wer seit der Gründung der Bundesrepublik allerlei Wahlen inszeniert, die allesamt nur die alten Besitz- und Macht-Verhältnisse zum Ergebnis hatten, der muss die Demokratie auf Nebengleisen fahren lassen. Zurzeit am liebsten im sprachlichen Zug der Zeit. Während das Wort "Negerkuss" strengstens verboten ist, wird die Fußball-WM in einer rassistischen Diktatur wie Katar über alle Medien in alle Hirne dröhnen. Die Nazi-Reichswerke Hermann Göring treten heute schick anglisiert als Rheinmetall Air Defence AG auf und ihre Panzerhaubitzen im Wert von 1,7 Milliarden Euro werden an die Ukraine geliefert. Der Deal wurde vom schicken Kinderbuchautor Robert Habeck (Grüne) genehmigt. Ganz sicher aus Menschenrechtsgründen.
"Haubitzinnen" auf Kiel gelegt
Zwar gibt es immer noch keinen gleichen Lohn bei gleichwertiger Arbeit für die Frauen, aber sprachlich bekommen sie endlich echte Gender-Gerechtigkeit. Das Wort "Haubitzinnen" soll in der grünen Sprachwerft auf Kiel gelegt werden. Obwohl die Frauen in den Berufen wie Haushaltshilfe und Reinigungskraft dominieren, gibt es immer noch keine "Hilfinnen" oder "Kräftinnen". Aber auch diese Bastion des Machismo wird sicher bald von den "linken" GRÜNEN geschleift werden. Schließlich ist die Haubitze schon durch ihren weiblichen Artikel determiniert, das sollte auch im Plural berücksichtigt werden.
Katar heißt Monarchie
Auf der Site des grünen Außenministeriums (Annalena Baerbock) heißt der Staat Katar immer noch romantisch "Monarchie" statt Sklavenhalterei. Die Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hat sich von Katars Premierminister und Innenminister Scheich Chalid bin Chalifa Al-Thani eine "Sicherheitsgarantie" für schwule Besucher der WM geben lassen. Angesichts der katarischen Gaslieferungen gilt das als kühner linker Vorstoß.
Ende der Kniefälligkeit?
Die Einordnung als links oder rechts macht immer dann noch Sinn, wenn sie mit inhaltlichen Kriterien verbunden wird. Die deutsche Linke muss ja nicht unbedingt Könige köpfen. Es wäre ein Anfang, wenn sie mit der Kniefälligkeit aufhören würde. Gleich, ob gegenüber der britischen oder der katarischen Monarchie.
Uli Gellermann ist Filmemacher und Journalist. Seine Erfahrungen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern grundieren seine Medienkritik. Er ist Herausgeber der Internetseite RATIONALGALERIE.
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