Ein abgehängtes Kreuz beim Treffen der G7-Außenminister im Münsteraner Friedenssaal sorgt für hitzige Diskussionen in der Bundesrepublik. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, das Kreuz sei im Zuge einer Umgestaltung des Saals für das G7-Ministertreffen entfernt worden. Nach Angaben der Westfälischen Nachrichten war die Stadt Münster damit einer entsprechenden Bitte des Auswärtigen Amtes nachgekommen. Ein Sprecher bestätigte gegenüber der Zeitung:
"Das ist auf Absprache zwischen unserem Protokoll und der Stadt Münster geschehen."
Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis90/die Grüne) sei mit dieser Frage angeblich nicht befasst gewesen. Es habe dazu "keine Entscheidung auf politischer Ebene" gegeben, behauptete der Sprecher. Aus der Mitteilung ging nicht hervor, warum das Kreuz entfernt wurde.
Bereits am Donnerstag hatte die Stadt Münster bestätigt, dass das Kreuz abgenommen wurde. Demnach habe das Bundesministerium seine Bitte damit begründet, dass Menschen mit unterschiedlichen Religionshintergründen an dem G7-Treffen teilnehmen würden. Baerbock erklärte, sie "bedauere die Entscheidung" und habe angeblich erst am Freitagmorgen davon erfahren.
"Das war keine bewusste Entscheidung, erst recht keine politische Entscheidung, sondern offensichtlich eine organisatorische Entscheidung. Ich hätte es gut gefunden, wenn wir es nicht weggeräumt hätten", sagte Baerbock.
Das Kreuz gehöre seit Jahrhunderten zum Friedenssaal und damit zur Geschichte und Kultur des Ortes, an dem 1648 Dokumente des Westfälischen Friedens unterzeichnet wurden und der Dreißigjährige Krieg beendet wurde. Die Stadt habe bei einer Besichtigung des Saales mit dem Auswärtigen Amt versucht, deutlich zu machen, dass das Kreuz zur festen Einrichtung gehöre – offenbar erfolglos.
Scharfe Kritik am Abhängen des Kreuzes kam aus der Union und von Vertretern der Kirche: Der CDU-Politiker Torsten Frei erklärte gegenüber dem Fernsehsender Welt, die Bundesregierung sei "traditions- und geschichtsvergessen". Die kulturpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Christiane Schenderlein, erklärte gegenüber der Rheinischen Post:
"Damit wird unsere kulturelle Identität vor den Augen der restlichen Welt vorsätzlich verleugnet."
Das Bistum Münster bezeichnete die Maßnahme in einer Mitteilung als "nicht nachvollziehbar". Traditionen und damit verbundene Symbole, die Ausdruck von Werten, Haltungen und religiösen Überzeugungen seien, ließen sich nicht einfach "abhängen".
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