Armenien wirft Aserbaidschan Hinrichtung von Kriegsgefangenen vor

Armenien wirft Aserbaidschan fürchterliche Kriegsverbrechen vor: Videos zeigen die Tötungen Kriegsgefangener, Folterungen und Leichenschändung durch aserbaidschanische Streitkräfte, so Jerewan. Baku bestreitet dies und freut sich stattdessen, Gas in die EU verkaufen zu können.

Armenien wirft Aserbaidschan "fürchterliche Kriegsverbrechen" vor. Wie es in einer Mitteilung des armenischen Außenministeriums vom Sonntag heißt, zeigen zahlreiche Videos, die von aserbaidschanischen Nutzern in den sozialen Medien veröffentlicht wurden, Kriegsverbrechen wie die außergerichtlichen Tötungen armenischer Kriegsgefangener, Folterungen von armenischen Soldaten, einschließlich Frauen, und Leichenschändung durch die aserbaidschanischen Streitkräfte. Zuvor hatte die FAZ darüber berichtet.

Auf einem der Videos ist zu sehen, wie mehrere Männer auf kurze Distanz erschossen werden. Auch der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan verwies auf Facebook auf ein entsprechendes Videos und forderte:

"Die internationale Gemeinschaft muss dieses Kriegsverbrechen entschieden verurteilen und Maßnahmen ergreifen, um die aserbaidschanische Aggression zu stoppen."

Aserbaidschan hingegen behauptete, Jerewans Behauptungen zu Kriegsverbrechen seien "irreführend". Weiterhin unterstellte man Armenien "Heuchelei", das Land verfolge seit Jahrzehnten eine "aggressive Außenpolitik" und habe in der Vergangenheit "viele Verbrechen begangen". Toivo Klaar, der Sonderbeauftragte der EU für den Südkaukasus, schrieb auf Twitter:

"Es ist ein weiteres schreckliches Video aufgetaucht, in dem armenische Kriegsgefangene offenbar hingerichtet werden. Sollte sich dieses Video als authentisch erweisen, handelt es sich um ein Kriegsverbrechen, das untersucht und die Täter bestraft werden müssen."

Später erklärte er jedoch, ihm seien Videos zugespielt worden, die Kriegsverbrechen an Aserbaidschanern dokumentieren sollen. Auch in diesem Fall müssen die Täter zur Verantwortung gezogen werden.

Am Sonntag trafen sich Vertreter beider Länder in Genf, um vor dem Hintergrund der erneuten Feindseligkeiten an der Grenze beider Länder über die Bedingungen eines Friedensvertrages und des gegenseitigen Truppenabzugs zu verhandeln.

Baku dürfte sich jedoch eher darüber freuen, dass nun eine Verbindung zwischen bulgarischen und griechischen Pipelines in Betrieb ging, durch die mehr aserbaidschanisches Gas in die EU fließen soll. Auf diese Weise soll Gas aus Russland ersetzt werden. Aserbaidschan nutzt das Geld aus den Gasverkäufen, um sein Militär aufzurüsten und zu modernisieren. An der Eröffnungsfeier nahmen neben aserbaidschanischen Regierungsvertretern auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teil.

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