Hohe Energiekosten: Jedes zweite deutsche Handelsunternehmen bangt um Existenz

Nicht nur die antirussischen Sanktionen und die dadurch erhöhten Energiekosten machen den deutschen Einzelhändlern zu schaffen. Viele haben durch Lockdowns und zerstörte Lieferketten ihre finanziellen Rücklagen aufgebraucht. Für viele geht es nun an die Existenzgrundlagen.

Laut einem Bericht der Deutschen Wirtschaftsnachrichten kletterten die Energiekosten im Einzelhandel seit Jahresbeginn durchschnittlich um knapp 150 Prozent. Jedes zweite Unternehmen steht damit vor existenziellen Nöten. Das bestätigt eine Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) unter 900 Unternehmen der Handelsbranche.

Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE, sagte, dass viele Handelsunternehmen keinen Ausweg sähen. Er erklärte:

"Einerseits steigen die Energiepreise enorm, anderseits können die meisten die Kosten aufgrund des harten Wettbewerbs nicht einfach an die Kundinnen und Kunden weitergeben."

Lediglich 14 Prozent der Befragten können die steigenden Energiekosten teilweise oder ganz auf die Verbraucherpreise addieren. Knapp ein Viertel der Umfragenteilnehmer rechnet damit, sein Geschäft innerhalb der nächsten zwölf Monate schließen zu müssen.

Der erste Hauptrund: die Corona-Maßnahmen. Besonders die Lockdowns und Einlassbeschränkungen zwangen viele Einzelhandelskaufleute, ihre finanziellen Reserven aufzubrauchen. Dazu shoppen immer mehr Kunden digital.

Hinzu kommen die hohen Energiepreise aufgrund der antirussischen Sanktionen sowie Lieferengpässe. Genth kritisiert, dass der Handel beim dritten Entlastungspaket nicht berücksichtigt und trotz einer der größten deutschen Energienutzer nicht als energieintensiv eingestuft werde.

Besonders angespannt ist dabei die Lage bei den Fahrradhändlern, bei den Händlern von Haushaltsgeräten und der Unterhaltungselektronik. So berichten rund 95 Prozent von ihnen über Lieferprobleme.

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