Die nächste Branche kommt ins Straucheln: Deutschlands Getränkeindustrie geht auch das CO₂, die Kohlensäure aus. Viele Brauer und Mineralwasserhersteller fahren die Produktion herunter, wie das RND berichtet. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes (DBB), Holger Eichele, bezeichnet die aktuelle Situation als "äußerst besorgniserregend".
Mitte September sind nach Schätzungen der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie nur noch 30 bis 40 Prozent der üblichen CO₂-Liefermengen verfügbar. Diese sind besonders für die Herstellung von Getränken und Verpackungen notwendig. Immer mehr Unternehmen der Getränkewirtschaft, die auf Kohlensäure angewiesen sind, müssten daher ihre Produktion erheblich einschränken. Besonders die gestörten Lieferketten durch die Corona-Maßnahmen sowie die antirussischen Sanktionen sind dafür verantwortlich. "Für viele betroffene Betriebe hat das dramatische Auswirkungen", warnt Eichele. Konkret heißt es:
"Kaum ein Unternehmen der Getränkewirtschaft ist noch in der Lage, zu den aktuellen Marktpreisen für Erdgas und Strom kostendeckend zu produzieren. Die Preise für Gas und Strom haben sich binnen Jahresfrist vervielfacht."
Besonders Brauereien benötigen Kohlensäure, um Tanks, Flaschen und Fässer "vorzuspannen", damit das Bier beim Abfüllen nicht mit der Luft in Kontakt kommt. Auch bei den Herstellern von Mineralwasser gibt es ernsthafte Probleme. Der Sprecher der Genossenschaft Deutscher Brunnen, Tobias Bielenstein, betont, dass viele Firmen deutlich weniger CO₂ bekommen, als bestellt wurde, und betont:
"An einzelnen Stellen wurde die Produktion schon zurückgefahren. … Als die Gaspreise extrem gestiegen sind, haben die Hersteller von Düngemitteln ihre energieintensive Produktion zurückgefahren."
Kohlensäure entsteht als Nebenprodukt bei der Herstellung von Düngemittel. Wird weniger Düngemittel produziert, steht daher auch weniger Kohlensäure zur Verfügung. Ein Ende der Lieferengpässe ist nicht absehbar:
"Wenn das so weitergeht in den nächsten Wochen, dann spitzt sich die Lage zu. … Dann sind weitere Produktionsrückgänge zu erwarten. … So eine Situation haben wir noch nie gehabt."
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