Die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke Sahra Wagenknecht hat in einem Interview von einem "Wirtschaftskrieg" der Bundesregierung gegen Russland gesprochen, wobei sie insbesondere die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock von Bündnis 90/Die Grünen und deren Außenpolitik im Namen der Bundesregierung scharf kritisierte.
"Eine demokratische Regierung sollte sich in erster Linie dem Auftrag ihrer Wähler verpflichtet fühlen. Warum sollen die Leute sonst überhaupt zur Wahl gehen? Und Die Grünen wären wohl kaum an die Macht gekommen, hätten sie plakatiert, wir werden Millionen Menschen in Armut stürzen und die Industrie in Deutschland zerstören, um vermeintlich Putin zu bestrafen. Die Wirtschaftssanktionen ruinieren uns, nicht Russland, deshalb muss der Wirtschaftskrieg beendet werden."
Im Verlauf einer am 31. August in Prag stattgefundenen Konferenz "Forum 2000", an der auch zahlreiche ausländische Politiker teilnehmen, sagte die deutsche Außenministerin Baerbock, dass sie gänzlich unabhängig vom Willen ihrer Wähler in Deutschland die Ukraine auch weiterhin unterstützen werde.
Ein NATO-Propagandist bei der Online-Plattform t-online.de der Werbeagentur Ströer Media versuchte in einem Interview mit der früheren Linken-Fraktionschefin eine Verbindung zwischen dem Gas-Deal mit Russland und der hypothetischen Ausweitung der militärischen Aktion seitens der Kremlführung zu einem Krieg mit weiteren Ländern in Europa herzustellen: "Lieber einen Deal mit Russland beim Gas machen – und halt mal abwarten, welches Land Putin als Nächstes überfällt?" Auf diese zynische Fragestellung antwortete Wagenknecht mit ihrer Gegenfrage:
"Lieber einen Deal mit der Türkei, Saudi-Arabien oder den USA machen, die ebenfalls in anderen Ländern völkerrechtswidrig bomben und morden, ohne dass diese Verbrechen je mit Sanktionen bestraft werden?
Wir ruinieren uns und Russland verdient dank der Preisexplosion mehr als vorher. Putin lacht sich doch tot über uns."
Als Vorschlag zur Beilegung der Kämpfe in der Ukraine sagte Wagenknecht, der Krieg in der Ukraine lasse sich nur mit Verhandlungen beenden. Putin solle angeblich "unter Druck gesetzt werden", um einem vernünftigen Kompromiss zuzustimmen. "Aber der Westen und die Ukraine streben das ja gar nicht an", fügte sie hinzu.
Auf die Frage nach ihrer Position zur "Annektierung der Krim durch Russland" als das gängige westliche Narrativ sagte die Linke-Politikerin, die Türkei besetze zum Beispiel völkerrechtswidrig Gebiete in Syrien und dem Nordirak, die USA besetzen bis heute syrische Ölfelder. "Moralisch kann und muss man das alles scharf verurteilen", kritisierte Wagenknecht damit aber vor allem die Doppelmoral des Westens in dessen Außenpolitik.
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