Durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 wird auch von Sonnabend an – anders als angekündigt – kein Erdgas fließen. Das teilte der Staatskonzern Gazprom am Freitag bei Telegram mit. Grund sei ein Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja, woraufhin die zuständige russische Aufsichtsbehörde Rostechnadsor die Wiederinbetriebnahme der Pipeline bis auf Weiteres untersagt habe. Bis zur Beseitigung bleibe der Gasdurchfluss gestoppt.
Auf einem ebenfalls auf Telegram veröffentlichten Foto zeigt Gazprom die Stelle, an der das Schmieröl entweichen soll. Dem Schmieröl ist Dichtungsmasse beigefügt, die für den unfallfreien Betrieb unerlässlich ist.
Das Ölleck wurde, so die offizielle Mitteilung, bei routinemäßigen Wartungsarbeiten an der Gasverdichtereinheit Trent 60 (GCU Nr. 24) der Kompressorstation Portowaja entdeckt, die gemeinsam mit Vertretern von Siemens durchgeführt wurden. Es befindet sich an den Anschlussklemmen der Kabelverbindungen der Nieder- und Mitteldruck-Rotordrehzahlsensoren. Am Kabelstecker der Anschlussplatte BPE2, die Teil des Motors ist, und im Bereich der Kabelleitung in einem externen Anschlusskasten des automatischen Steuerungssystems des AVV außerhalb des Schall- und Wärmeschutzgehäuses wurde ausgetretenes Öl festgestellt. Der Bericht über die Öllecksuche wurde, so die Mitteilung, auch von Siemens-Vertretern unterzeichnet.
Die russische Aufsichtsbehörde Rostechnadsor hat eine Warnung herausgegeben, in der es heißt, dass die festgestellten Fehler und Schäden einen sicheren, unfallfreien Betrieb des Gasturbinentriebwerks nicht zulassen. In diesem Zusammenhang sollten geeignete Maßnahmen ergriffen und der weitere Betrieb der Gasturbinenanlage Trent 60 aufgrund der festgestellten groben Verstöße ausgesetzt werden.
Ähnliche Öllecks waren zuvor auch an den Triebwerken Nummer 075, Nummer 076 und Nummer 120 festgestellt worden, die werkseitig überholt worden waren und derzeit nicht in Betrieb sind. Nach Angaben von Siemens können diese Motoren nur in einer spezialisierten Reparaturwerkstatt vollständig repariert werden.
Laut Gazprom wurde der Vorstandsvorsitzende der Siemens Energy AG, Christian Bruch, schriftlich über die an der Turbine Trent 60 (Nr. 24) festgestellten Mängel und die Notwendigkeit ihrer Behebung informiert.
Ausdrücklich heißt es in der Mitteilung von Gazprom:
"Der Gastransport zur Nord Stream-Pipeline wurde bis zur Behebung der Mängel vollständig eingestellt."
Die Gaslieferungen über Nord Stream 1 waren seit Mittwoch, dem 31. August, aufgrund planmäßiger Wartungsarbeiten unterbrochen und sollten am morgigen Sonnabend wieder aufgenommen werden. Wie vor den Wartungsarbeiten sollten nur zwanzig Prozent der Kapazität der Pipeline ausgeschöpft werden, da vier von fünf Turbinen der Kompressorstation nach wie vor nicht einsatzbereit sein sollen.
Der Sprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow hatte zuvor der Nachrichtenagentur Interfax gesagt, dass Gazprom keine Schuld an der mangelnden Zuverlässigkeit der Leitung durch die Ostsee hatte. Es würden technische Reserven fehlen, da nur eine Turbine funktioniere, antwortete er auf die Frage nach möglichen weiteren Unterbrechungen der Gaslieferungen.
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