"Der Kanzler im Panzer", "Hier klettert der Panzler"- das Wortspiel gefällt den Medien, die über den heutigen Besuch von Olaf Scholz in Putlos berichten. Vormittags ließ er sich direkt nach seiner Kanada-Reise per Hubschrauber zum Truppenübungsplatz Putlos im Kreis Ostholstein bringen. Hier findet die sechswöchige Ausbildung für ukrainische Soldaten statt, die den Umgang mit dem Flugabwehrkanonenpanzer Gepard lernen.
Wie dpa berichtete, habe Scholz zunächst das Gelände besichtigt. Anschließend sprach er mit den Streitkräften und Industrie-Ausbildern des Rüstungsherstellers Krauss-Maffei Wegmann (KMW), bestieg einen der Panzer und begutachtete ihn von innen. Während einer Ansprache hat der Bundeskanzler seine Entschlossenheit zur militärischen Unterstützung der Ukraine gegen den Angriff Russlands bekräftigt.
"Die Männer, die hier sind, werden ihr Land verteidigen. Sie werden es verteidigen gegen die furchtbare Bedrohung, die durch den brutalen Angriffskrieg Russlands entstanden ist für die Ukraine", sagte Scholz, für den es der erste Besuch dieses Ausbildungsprogramms war.
"Und wir werden sie weiter unterstützen mit unseren finanziellen Möglichkeiten, aber auch mit den Waffen, die wir aus Deutschland zur Verfügung stellen können."
Scholz sieht sich immer wieder - auch aus den Reihen der Ampel-Koalition - mit dem Vorwurf konfrontiert, er agiere zu zögerlich und die Bundesregierung müsse mehr schwere Waffen an die Ukraine liefern. Deutschland habe bereits viele wirksame und schwere Waffen geliefert, sagte Scholz in Putlos und verwies auf die Mehrfachraketenwerfer sowie die Panzerhaubitzen 2000. Die Ukraine habe das Recht dazu, das eigene Land, die eigene Unabhängigkeit und Souveränität zu verteidigen. Abschließend sagte Scholz:
"Ich bin dankbar für das, was hier geleistet wird auf diesem Platz, für unsere Soldatinnen und Soldaten und ihren Einsatz, für die Unterstützung, die die deutsche Industrie in diesem Zusammenhang leistet."
Auf dem Truppenübungsplatz an der Ostsee beendet eine größere Gruppe von Ukrainern am Wochenende die sechs Wochen dauernde und vom Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann organisierte Ausbildung zur Bedienung des Flugabwehrkanonenpanzers. Eine genaue Zahl wird nicht genannt. Das Training ist aber Teil der von Deutschland finanzierten Lieferung von 30 Gepard-Panzern an die Ukraine.
Die Ukraine hatte am 25. Juli erklärt, die ersten drei dieser Panzer und auch mehrere zehntausend Schuss Munition aus Deutschland erhalten zu haben. Inzwischen wurden mehr als drei der Waffensysteme in die Ukraine gebracht. Dass Russland - wie behauptet - bereits einen oder gar mehrere Geparde mit Angriffen zerstört hat, wird von deutscher Seite bestritten.
Nach früheren Industrieangaben hatte KMW zuletzt noch 50 der ausgemusterten Panzer auf dem Hof stehen, von denen nun 30 an die Ukraine gehen. Der Gepard wurde in den 1970er Jahren entwickelt und produziert, und wird von den deutschen Streitkräften seit langem nicht mehr genutzt. Ersetzt wurden sie stückweise durch sogenannte Leichte Flugabwehrsysteme, von denen heute 67 im Besitz der Bundeswehr sind.
Der Gepard wurde nach Angaben der Bundeswehr in erster Linie entwickelt, um die Panzer- und Panzergrenadiertruppe vor angreifenden Flugzeugen und Hubschraubern im niedrigen Höhenbereich zu schützen. Auch für den stationären Schutz vor Angriffen aus der Luft, beispielsweise von Brücken oder Gebäuden, sei der Gepard geeignet. Wie die Übung für ukrainische Soldaten von technischer Seite aussieht, wird von dpa wie folgt beschrieben:
"In der Luft über dem Truppenübungsplatz drehte ein Learjet seine Kreise. Die Maschine zog an einer drei bis vier Kilometer langen Leine einen Luftsack hinter sich her. Dieser stellt das Ziel dar. Der Sack hat einen eingebauten Sensor, der elektromagnetisch misst, wie nah die Treffer am Ziel sind. Das Ergebnis wird gleich an den Boden gefunkt. Kurze Feuerstöße hallen aus der Entfernung über den Truppenübungsplatz. Sechs Schuss zählt ein 'Feuerstoß kurz', der in Sekundenbruchteilen abgegeben wird. Zwei Sekunden dauert der lange Feuerstoß. 680 Schuss Munition hat der Panzer an Bord."
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(rt de/dpa)