Heute vor 110 Jahren wurde Erich Ernst Paul Honecker, der langjährige Generalsekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und Vorsitzende des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), als Sohn eines Bergarbeiters im saarländischen Neunkirchen geboren. Bereits in jungen Jahren engagierte sich Honecker, geprägt durch die politischen Aktivitäten des Vaters, im Kommunistischen Jugendverband Deutschland (KJVD) und in der Kommunistischen Partei Deutschlands.
Nach seiner Schulzeit begann er zunächst eine Ausbildung als Dachdecker, brach die Ausbildung jedoch vorzeitig ab, um 1930 ein Schulungsjahr an der Internationalen Lenin-Schule in Moskau zu absolvieren. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er zunächst hauptamtlich an der Spitze der Bezirksleitung des KJVD-Saar.
Aufgrund der Machtübernahme durch die Nazis 1933 war die Arbeit der KPD nur im Untergrund möglich. Nach kurzzeitiger Inhaftierung floh Honecker zunächst nach Frankreich. 1935 reiste er jedoch unter falschem Namen nach Berlin, um im KJVD Widerstand gegen die NSDAP-Diktatur zu organisieren. Im selben Jahr wurde er von der Gestapo wiederum verhaftet und 1937 zu zehn Jahren Haft verurteilt, die er zunächst im Zuchthaus Brandenburg-Görden verbüßen musste.
Sein politischer Aufstieg zu einem der einflussreichsten Politiker der DDR begann in der Nachkriegszeit. In Berlin wurde er zunächst in die Gruppe Ulbricht eingeführt. Bis 1955 war Honecker Vorsitzender der Freien Deutschen Jugend, zwischen 1955 und 1957 hielt er sich zu Schulungszwecken wiederum in Moskau auf. In den folgenden Jahren wurde Honecker Mitglied des Politbüros und 1960 Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates der DDR. Als Verantwortlicher für Militär- und Sicherheitsfragen des Politbüros war er auch maßgeblicher Organisator beim Bau der Berliner Mauer ab dem 13. August 1961.
1971 wurde Walter Ulbricht abgelöst und Erich Honecker als sein Nachfolger zunächst Erster Sekretär des Zentralkomitees (ZK), ab 1976 wieder Generalsekretär des ZK der SED. Bis 1989 hatte er den Vorsitz der SED inne. Im Oktober 1976 wurde er zugleich auch Vorsitzender des Staatsrats und des Nationalen Verteidigungsrates und war damit Partei- und Staatschef der DDR in einer Person. Als Staatsoberhaupt setzte er sich insbesondere für das internationale Ansehen der DDR als eine eigenständige sozialistische Nation ein. Während seiner Amtszeit wurde die DDR als Vollmitglied in die UNO aufgenommen.
In den 1980er Jahren war die DDR aufgrund wirtschaftlicher Probleme gezwungen, Milliardenkredite der BRD anzunehmen. 1989 kam es aus Unzufriedenheit mit der Regierung unter Führung der SED zu massenhaften Demonstrationen. Am 18. Oktober 1989 trat Honecker zurück, und Egon Krenz übernahm am 24. Oktober 1989 seine Ämter als Generalsekretär des ZK der SED und außerdem als Vorsitzender des Staatsrates und des Nationalen Verteidigungsrates der DDR. Am 9. November 1989 wurde die Berliner Mauer geöffnet, kein Jahr später war die DDR in die BRD eingegliedert.
Nach dem Mauerfall wurden gegen Honecker und weitere SED-Funktionäre strafrechtliche Ermittlungen wegen angeblicher Korruption und Amtsmissbrauch durchgeführt und kurzzeitig inhaftiert. Im November 1990 kam es zu einem erneuten Haftbefehl gegen Honecker wegen der Todesschüsse an der Berliner Mauer. Nach seiner Flucht nach Moskau und später dort in die Chilenische Botschaft wurde er schließlich am 29. Juli 1992 nach Berlin ausgeflogen und dort in der Justizvollzugsanstalt Moabit inhaftiert. Mit einem Beschluss am 12. Januar 1993 entsprach der Verfassungsgerichtshof über eine von Honecker eingereichte Verfassungsbeschwerde und das Verfahren gegen ihn wurde noch am selben Tag vom Landgericht Berlin eingestellt und der Haftbefehl aufgehoben, auch weil es ihm aufgrund seiner Krebserkrankung gesundheitlich sehr schlecht ging. Am Tag darauf wurde Honecker zu seiner Familie nach Chile ausgeflogen. Erich Honecker starb am 29. Mai 1994 in Santiago de Chile.
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