rbb-Affäre: Ex-Intendantin Schlesinger fristlos entlassen

Der Verwaltungsrat des rbb hat der ehemaligen Intendantin Patricia Schlesinger die fristlose Kündigung ausgesprochen und befürwortet nun die Ernennung eines Interims-Intendanten. Schlesinger und auch weitere rbb-Vertreter waren wegen Vetternwirtschaft in die Kritik geraten.

Die abberufene Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb), Patricia Schlesinger, wird fristlos entlassen. Diese Entscheidung teilte die amtierende Verwaltungsratsvorsitzende des öffentlich-rechtlichen ARD-Senders, Dorette König, nach einer Sitzung des Rats in Berlin mit. In der letzten Woche war Schlesinger vom Rundfunkrat abberufen worden. Durch den Rausschmiss wird Schlesinger auch keine Abfindung bekommen.

Der rbb-Rat sprach sich zudem für die Berufung eines Interims-Intendanten aus. Aktuell führt Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter die Geschäfte. Nach rbb-Angaben ist Brandstäter, der wegen der Aufarbeitung der Krise um Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen Schlesinger ebenfalls in der Kritik steht, derzeit krankgeschrieben. Schlesinger, aber auch weitere hochrangige rbb-Vertreter, stehen seit Ende Juli durch Berichte, vor allem aufgrund von Recherchen des Business Insider, wegen Vorwürfen des Filzes und der Vetternwirtschaft in der Kritik. Schlesinger war seit Jahresbeginn ARD-Vorsitzende und seit 2016 RBB-Intendantin. Von beiden Ämtern trat sie zurück.

Der Skandal dreht sich jedoch nicht nur um Schlesinger, sondern unter anderem auch um den ebenfalls zurückgetretenen rbb-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf. Auch Wolf weist die Vorwürfe zurück. Konkret geht es um umstrittene Beraterverträge für ein rbb-Bauprojekt und um Abstimmungen zwischen beiden zu Gehalt und Boni für Schlesinger. Außerdem geht es nun auch um Aufträge für den Ehemann und ehemaligen Spiegel-Journalisten Gerhard Spörl bei der Messe Berlin. Wolf war dort bis vor kurzem noch Chefaufseher in Personalunion.

Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen alle drei wegen Untreue und Vorteilsnahme. Es gilt die Unschuldsvermutung. Zudem läuft eine externe Untersuchung einer Anwaltskanzlei. Bisher liegen noch keine Ergebnisse vor.

(rt/dpa)

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