Internationale Experten fordern, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gründlicher recherchieren soll, bevor er sich für irgendwelche Corona-Maßnahmen ausspricht. Grund dafür sei nicht etwa deren kritische Haltung gegenüber Maßnahmen, sondern die simple Tatsache, dass Lauterbach offenbar die Arbeiten gar nicht richtig anschaut, so der deutsche Medizinstatistiker Gerd Antes gegenüber Focus online. Für Alasdair Munro, Forscher für Kinderinfektionskrankheiten am britischen Universitäts-Krankenhaus Southampton, wäre dies noch die am "wenigsten besorgniserregende Erklärung".
Konkret geht es um einen Tweet Lauterbachs von Ende Juli, in dem er eine "Mega-Studie" aus den USA zum Sinn von Maskentragen anpreist – dort seien 1.700 Studien ausgewertet worden, so Lauterbach. Doch wenn Lauterbach, der noch 2021 im Interview mit dem Spiegel erklärte, dass er wissenschaftliche Studien regelmäßig unter Alkoholeinfluss liest (Zitat: "In der Regel genehmige ich mir auch ein Glas Wein zu meinen Studien", "Trinke jeden Tag Wein") sich wenigstens das Studien-Abstract durchgelesen hätte, hätte er sofort gesehen, dass nur 13 Studien in das Ergebnis geflossen sind.
"Ziemlich erstaunlich, dass Deutschlands Bundesgesundheitsminister nicht sehen kann, dass diese Preprint-Studie offensichtlicher Müll ist", erklärte der irische Epidemiologe Darren Dahly auf Twitter.
Zudem gibt es zahlreiche weitere Kritik an der "Studie", bei der es sich genau genommen um ein noch nicht begutachtetes Preprint handelt. Antes erklärte, dass ihn Lauterbachs Verhalten "sprachlos" mache. Zudem sei die Arbeit von "unterirdischer Qualität". Der Statistiker Christoph Rothe bezeichnete die Publikation sogar als "Comedy-Gold":
"Diese Meta-Studie ist geradezu Comedy-Gold. In einem der 13 betrachten Paper geht es angeblich um 11 oder 20 Personen auf einem Flug (so sicher ist sich die Meta-Studie bei der Zahl wohl nicht). In Wahrheit geht es in dem Paper um militärische Gasmasken und Luftröhrenschnitte."
Den Wissenschaftlern geht es dabei nicht einmal darum, die Sinnhaftigkeit von Maßnahmen grundsätzlich infrage zu stellen, sondern allein darum, dass Lauterbach gründlicher recherchieren solle, bevor er sich öffentlich äußert. Antes warnt davor, Lauterbachs Aussagen ungefiltert für Bares zu nehmen:
"Wer die Studienmenge und Komplexität durchschaut, dem war frühzeitig klar, dass seine Aussagen fundamental nicht stimmen können."
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