Karl Krökel, Kreishandwerksmeister in Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt), hat zusammen mit den Obermeistern der verschiedenen Handwerkerinnungen der Region einen Brief an die Handwerkskammer Halle/Saale zum Ukraine-Konflikt verfasst. In diesem erklären die Handwerker, dass sie Krieg als Mittel der Politik ablehnen und sich daher auch gegen Waffenlieferungen an die Ukraine stellen. Der Konflikt werde nicht auf militärischem Wege zu lösen sein.
Auch die Sanktionspolitik des Westens lehnen die Handwerksvertreter ab. Die Sanktionen beeinflussen ihnen zufolge die Kriegsführung nicht. Es sei damit auch nicht gelungen, den Profit Russlands aus den Geschäften mit seinen fossilen Energiequellen zu verringern. Ganz im Gegenteil: Die Handwerker verweisen darauf, dass die Exporteinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent gestiegen sind. Der Brief kritisiert scharf die Absurditäten der westlichen Sanktionspolitik:
"Private indische Ölraffinerien, die billiges Öl aus Russland abnehmen, beliefern den Weltmarkt mit Benzin und Diesel, während die PCK-Raffinerie in Schwedt vor dem Aus steht."
Das heize zudem die Inflation in Europa weiter an, da die Importe auf dem Seeweg teurer seien als per Pipeline.
"Für Millionen von Menschen führt das Handeln der EU zu immer höheren Preisen und der Frage, wie sie ihre täglichen Grundbedürfnisse noch erfüllen können. Die Menge Öl aus Russland, die in Nicht-EU- und Nicht-G7-Häfen angelandet wurde, ist sprunghaft angestiegen."
Die Wirtschaftssanktionen würden sich "massiv" gegen die eigene Bevölkerung und Wirtschaft richten.
"Es sind durch gravierende Unfähigkeit (der Politiker) erhebliche materielle Schäden in der Bevölkerung und der Wirtschaft entstanden und das ist erst der Anfang. Das Embargo ist zum Bumerang geworden, nimmt zunehmend kuriosere Züge an, trifft die eigene Bevölkerung und Wirtschaft. Hinzu kommen Milliarden Unterstützung für den Krieg in der Ukraine."
Die Obermeister der Leipziger Handwerkerinnungen verfassten einen ähnlichen Appell, der auch vom Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Schuhmacherhandwerks unterzeichnet wurde. Darin heißt es, an die Politiker gerichtet, unter anderem:
"Denken Sie die Dinge vom Ende her! Unterlassen Sie außenpolitische Provokationen, die uns als rohstoffarmes Land und globalisierte Volkswirtschaft schaden! … Kein Krieg, kein Embargo, zurück zu unseren Wurzeln, die in den letzten Jahrzehnten unsere Lebensgrundlage gesichert haben!"
Ohne eine "Rückkehr zum realpolitisch Machbaren und Verantwortbaren" werde die deutsche Gesellschaft auseinanderdriften.
Die Dessauer Handwerker kritisierten zudem scharf den deutschen Handwerkspräsidenten Hans Peter Wollseifer, wie die Berliner Zeitung berichtete:
"Umso unverständlicher und unverantwortlicher ist es, wenn ZDH-Präsident Wollseifer nun behauptet, 'dass das Handwerk den Sanktionskurs der Bundesregierung gegen Russland ausdrücklich unterstützt'."
Erstens seien die Positionen unter Handwerkern "deutlich differenzierter", die "Kriegs- und Sanktionspolitik" stoße sogar "auf breiten Widerstand". Zudem dürfe sich "eine Handwerksorganisation, die sich auf die Zwangsmitgliedschaft gründet, (nicht) allgemeinpolitisch ... äußern".
Der Chef des deutschen Handwerks hatte sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur positiv zur Politik der Sanktionen Berlins gegen Russland geäußert.
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