Flug-Chaos: Doch keine türkischen Facharbeiter für deutsche Flughäfen – Bewerber bleiben aus

Bis zu 2.000 Arbeitskräfte aus der Türkei sollten nach den Plänen der Bundesregierung eigentlich dabei helfen, die Gepäckprobleme an den Flughäfen in Deutschland zu lösen. Doch dieser Plan scheint gerade zu scheitern. Denn bislang liegen kaum Anträge potenzieller Mitarbeiter vor – und die erfüllen meist auch nicht die Anforderungen.

Eigentlich gilt Deutschland als fortschrittliche Industrienation – eigentlich. Denn an deutschen Flughäfen ist davon schon seit Monaten wenig bis beinahe nichts mehr zu merken. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Personalengpässe, die für chaotische Zustände bei den Sicherheitskontrollen sowie der Gepäckabfertigung sorgen, angeblich an COVID-19 erkranktes Kabinenpersonal, und gehäuft auftretende Ausfälle wichtiger Infrastruktur bei der Flugsicherung. All dies legt derzeit einen Großteil des deutschen Flugverkehrs lahm, und sorgt für Frust bei den Passagieren. 

Angesichts der angespannten Lage hatte die Bundesregierung in Absprache mit den deutschen Flughafenbetreibern Ende Juni deshalb angekündigt, tausende ausländische Aushilfskräfte einstellen zu wollen. Bis zu 2.000 Arbeitskräfte aus der Türkei sollen – so zumindest der Plan – die derzeitigen Ausfälle an den Flughäfen kompensieren. Doch dieser Plan droht nun zu scheitern. Denn wie die Welt unter Berufung auf die zuständigen Behörden für die Flughäfen Frankfurt, Berlin, München und Düsseldorf berichtet, liegen bislang kaum Bewerbungen potenzieller Mitarbeiter vor.

Somit müssen sich die Fluggäste auf den deutschen Airports auch weiterhin auf lange Wartezeiten, Verspätungen und Flugausfälle einstellen. "Die Situation stabilisiert sich zwar. Die eingeleiteten Ad-hoc-Maßnahmen zeigen Wirkung. Dennoch sind wir nicht zufrieden. Die aktuellen Bedingungen entsprechen nicht unseren Ansprüchen", erklärte Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV, der Welt. Demnach könne erst ab Oktober mit Verbesserungen gerechnet werden, dann sei die Hauptreisezeit vorbei, so Beisel. 

Als Folge der corona-bedingten Entlassungswelle sei es zu Personalengpässen gekommen, was zu Störungen bei der Gepäckverladung geführt habe. Diese Störungen sollten eigentlich durch bis zu 2.000 befristet angeworbene Mitarbeiter aus der Türkei behoben werden. Allerdings hätten die meisten Behörden bis heute keine Anträge aus der Türkei vorliegen, auf deren Basis sie die für die Arbeit an Flughäfen nötigen Zuverlässigkeitsüberprüfungen (ZÜP) durchführen könnten, heißt es in dem Welt-Bericht. "Am Flughafen München können wir aktuell aber noch keine überdurchschnittliche Zunahme der Anträge von türkischen Arbeitskräften verzeichnen", sagte ein Sprecher des bayerischen Luftamtes der Zeitung.

Wirklich überraschend ist dieser Umstand indes nicht. Denn der Plan hatte von Anbeginn an einen großen Haken, der sowohl den Flughafenbetreibern als auch der Bundesregierung hätte bewusst sein müssen: Selbstverständlich wird das für die vermeintliche Lösung vorgesehene Fachpersonal für den Betrieb der jeweiligen Flughäfen im eigenen Land benötigt. Daher ist Personal mit Branchenfachkenntnissen rar und wächst eben nicht in beliebiger Anzahl an Bäumen – auch wenn sich das die Bundesregierung vielleicht wünscht. Hinzu kommt, dass das potenzielle Personal entsprechende Zuverlässigkeitsüberprüfungen bestehen müsste. Eine solche kann jedoch mehrere Monate dauern. Ein kurzfristig arrangierter Einsatz ausländischer Hilfskräfte – und das auch nur für wenige Monate – ist damit ohnehin nicht möglich.  

Da der Zeitdruck jetzt allerdings steigt, drängt die Luftfahrt-Branche die Behörden nun zu einer schnelleren Durchführung der benötigten Zuverlässigkeitsprüfungen. "Eine Bearbeitungszeit von zwei Wochen sollte möglich sein", mahnte Beisel an. Dieser Forderung erteilten die Luftfahrtbehörden in Berlin/Brandenburg und Düsseldorf indes just eine Absage. Eine Vereinfachung oder Beschleunigung der ZÜP sei nicht möglich, hieß es seitens der beiden Behörden. 

Die vermeintliche Problemlösung, Fachpersonal aus dem Ausland einzustellen, scheitert zudem daran, dass allein die Rekrutierung der benötigten Fachkräfte sowie deren Einarbeitung bereits mehrere Monate dauert. Dies sei schon vor der aktuellen Welle an Urlaubern ein Problem gewesen, berichtet die Fachzeitschrift Aero. Flughäfen und viele Airlines hatten in der Pandemie Personal abgebaut, welches ihnen jetzt in der Sommerreisezeit fehle. Somit ist klar: Eine Entspannung der Lage ist vorerst nicht in Sicht. Fluggesellschaften wie die Lufthansa, Eurowings und Easyjet werden wohl auch weiterhin Tausende von Flügen streichen, während die Reisenden schon am Flughafen sind. Die Vorfreude auf den Urlaub verwandelt sich somit auch weiterhin lediglich in Frust und Ärger. 

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