Kalte Wohnungen, rationierter Strom – Spiegel vergleicht Habeck mit Ceaușescu

Rumäniens "Führer" Nicolae Ceaușescu war in den 80er Jahren in Osteuropa der Diktator schlechthin. Hart griff er bis in die persönlichsten Verhältnisse der Bürger ein. Wirtschaftsminister Robert Habeck kündigte bei Gasknappheit gesetzliche Sparmaßnahmen für private Haushalte an. Das Magazin "Der Spiegel" verglich ihn mit Ceaușescu.

Rumäniens einstiger "Führer" Nicolae Ceaușescu stand in den 80er Jahren für Personenkult und eine skrupellose Diktatur. Das Volk litt in Armut. Im Winter gab es nur stundenweise Strom und Wärme, die Temperaturen wurden von oben verordnet. 

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel sorgte nun mit einem Vergleich für Aufregung. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte kürzlich in den ARD-Tagesthemen zur Gaskrise gesagt:

"Wenn die Speichermengen nicht zunehmen, dann werden wir weitere Maßnahmen zur Einsparung vornehmen müssen. Zur Not auch gesetzlich."

Offenbar eine Steilvorlage für das Nachrichtenmagazin, um einen Vergleich mit dem ehemaligen rumänischen Machthaber Nicolae Ceaușescu zu ziehen. Dieser soll 1985 per Dekret drastische Energiesparmaßnahmen in Rumänien verkündet haben, wie Der Spiegel im selben Jahr berichtet hatte. Dazu zählte laut dem Nachrichtenmagazin die Anordnung, dass jeder Bürger nur noch einen Raum seiner Wohnung mit einer Glühbirne von höchstens 40 Watt beleuchten dürfe. Zudem dürften die Temperaturen in Privatwohnungen und Büros zwölf Grad Celsius nicht überschreiten.

In seinem aktuellen Beitrag zur Gaskrise schrieb Der Spiegel nun in seinem Teaser:

"Rumäniens Diktator ließ sein Volk einst bei einer Raumtemperatur von zwölf Grad bibbern. Wirtschaftsminister Habeck hat nun auch eine Drosselung von Privatheizungen angedeutet. Wäre das technisch überhaupt umsetzbar?"

Weiter unten im Text des Nachrichtenmagazins heißt es weiter:

"Werden die Haushalte mitten im Winter womöglich vorübergehend von der Versorgung abgeklemmt? Verfügt Habeck von seinem Amtssitz in der Berliner Scharnhorststraße aus Zwangsmaßnahmen für Bürger, mit denen einst auch der rumänische Diktator Nicolae Ceaușescu sein Volk drangsalierte?"

Daraufhin hagelte es sofort Kritik für das Nachrichtenmagazin. Unter anderem schrieb die Politikwissenschaftlerin Ulrike Franke kurz nach Erscheinen des Artikels auf Twitter:

"Sieht so aus, als wären die hohen Temperaturen den Spiegel-Autoren zu Kopf gestiegen. Sie vergleichen Wirtschaftsminister Habeck ernsthaft mit dem rumänischen Diktator Ceaușescu, weil er über die Senkung der Raumtemperaturen diskutiert."

Ein anderer User schrieb auf dem Kurznachrichtendienst:

"Mir fehlt die Vorstellungskraft, dass sowas einfach 'durchrutscht', Spiegel. Irgendwann, wenn nicht schon geschehen, schreibt Ihr über eine Verrohung des Diskurses und beklagt eine Eskalationsschraube, an der ihr selbst kräftig dreht."

Andere Kommentatoren feierten dagegen den Vergleich des Magazins. Die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingeordneten "Freien Sachsen" schrieben auf Telegram von einer "plötzlichen Sternstunde des Spiegels": gelegentlich gebe es doch noch "Lichtblicke im medialen Einheitsblock".

Der Spiegel reagierte und ruderte zumindest beim Teaser wieder zurück. Auf Twitter schrieb das Nachrichtenmagazin:

"Wir haben Zeile und Teaser des Textes auf spiegel.de angepasst, weil die dort verwendete Verkürzung überspitzt und missverständlich war. Deshalb wir auch den ursprünglichen Tweet zum Artikel gelöscht und teilen den Text an dieser Stelle noch einmal."

Allerdings findet sich der Vergleich mit Ceaușescu nach wie vor weiter unten im Text des Artikels.

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