Die Anschaffung der F-35-Atombomber für die Bundeswehr könnte laut einer Auswertung der Organisation Greenpeace zu einem sicherheitstechnischen, finanziellen sowie politischen Fiasko für die Bundesregierung werden. Die hochmodernen US-Tarnkappenjets vom Typ F-35 fielen demnach mit schwerwiegenden Problemen auf. "Obwohl die F-35 bereits seit über zehn Jahren bei den US-Streitkräften im Einsatz ist, leidet das Flugzeug weiterhin unter zahlreichen Problemen und Mängeln, die durch die regelmäßigen, offiziellen Berichte unterschiedlicher US-Stellen und auch durch die Arbeit zivilgesellschaftlicher Projekte belegt sind", heißt es in der Studie der Umweltorganisation.
Bei allen bislang produzierten und ausgelieferten circa 750 F-35 handelt es sich Greenpeace zufolge um Modelle aus der sogenannten "Anfangsproduktion", die noch nicht alle Anforderungen an ein vollständig ausgereiftes Flugzeug erfüllen. Insbesondere die Treibwerke des Jets würden Probleme bereiten, schreibt Greenpeace unter Berufung auf einen Bericht des US-Rechnungshofs. Dieser habe deshalb davor gewarnt, dass 2030 bis zu 43 Prozent der Flugzeuge flugunfähig sein könnten, "sofern nicht drastisch gegengesteuert wird". Aus den Dokumenten gehe zudem hervor, dass die sogenannte Verfügbarkeit der Tarnkappenbomber-Flotten im Schnitt bei weniger als 40 gelegen habe – im Zeitraum 2014 bis 2021.
Zuletzt habe die F-35 laut verschiedenen US-Gutachten außerdem 826 Mängel aufgewiesen, davon vier kritische, heißt es in der Studie weiter. Welche Teile genau betroffen sind, sei nicht öffentlich bekannt. "Laut zuständiger US-Prüfbehörde wurden im Jahr 2021 jedoch neue Mängel in den Bereichen Waffen, Sensorfusion, Kommunikation und Navigation, Cybersicherheit sowie Zielerfassung festgestellt." 16 Fehler betreffen demnach auch "besonders sensible Bereiche". Ein großer Teil der Schwierigkeiten lasse sich auf Probleme bei der Softwareentwicklung zurückführen, so Greenpeace.
Die Umweltorganisation geht davon aus, dass eine deutsche Beschaffung von 35 F-35 die deutschen Steuerzahler "mindestens 5,7 Milliarden Euro kosten dürfte". Darin seien allerdings noch nicht die Kosten für die Bewaffnung der Flugzeuge und weitere möglicherweise ebenfalls notwendige Investitionen in die Infrastruktur der Bundeswehr enthalten:
"Eine Kostenabschätzung für die angekündigte deutsche Beschaffung der F-35A ist mit vielen Unwägbarkeiten verbunden."
Die Bundesregierung hatte im März erklärt, die Luftwaffe mit F-35-Tarnkappenjets ausrüsten zu wollen. Die Maschinen des Herstellers Lockheed Martin zählen zu den modernsten Tarnkappenjets der Welt. Das Flugzeug reflektiert wegen seiner speziellen Form und Außenbeschichtung nur wenig Radarstrahlung und ist für das gegnerische Radar somit nahezu unsichtbar. Frühere Pläne der Bundesregierung sahen als Ersatz für den Tornado den Kauf amerikanischer F-18-Jets für das 33. Luftgeschwader vor. Diesen fehlt jedoch zurzeit noch die für den Einsatz von Atombomben benötigte Zertifizierung, die bei der F-35 bereits erfolgt ist.
Der neue Tarnkappenjet ist dabei hauptsächlich als neues Atombombenträgersystem gedacht. Das Luftwaffengeschwader 33 der Bundeswehr hat im Rahmen der nuklearen Teilhabe im Falle einer entsprechenden Notsituation nämlich die Aufgabe, die im rheinland-pfälzischen Büchel gelagerten amerikanischen Atombomben des Typs B61-4 zu transportieren und über dem anvisierten Zielort abzuwerfen.
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