FDP stellt Fracking-Verbot infrage – Habeck weist Vorstoß zurück

Die FDP stellt angesichts der Energiekrise das Verbot der Erdgasförderung in Deutschland durch Fracking infrage. Doch Wirtschafts- und Energieminister Habeck lehnt die Initiative ab und verweist auf mögliche negative Folgen für die Umwelt sowie rechtliche Hürden.

Die FDP will angesichts der Energiekrise das Verbot der Erdgasförderung in Deutschland durch das sogenannte Fracking auf den Prüfstand stellen. "Wie wissenschaftliche Studien zeigen, verursacht Fracking unter modernen Sicherheitsstandards keine relevanten Umweltschäden", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Torsten Herbst, der Welt am Sonntag.

Wer Fracking-Gas aus den USA importiere, könne nicht gegen eine sichere Fracking-Förderung in Deutschland sein. "Es sollte daher ernsthaft geprüft werden, ob eine größere Schiefergasförderung unter wirtschaftlichen und technischen Gesichtspunkten in Deutschland machbar ist", sagte er.

Der energiepolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Michael Kruse, sagte der Zeitung, seine Partei unterstütze "die deutliche Ausweitung der heimischen Erdgasförderung". Alle Optionen müssten geprüft werden. "Das Fracking-Verbotsgesetz von 2017 haben wir aus dieser geradlinigen Position heraus inhaltlich stets abgelehnt."

Kritik zum FDP-Vorstoß kam von den Grünen. "Die Gasreserven in Deutschland sind begrenzt. Fracking wird unsere aktuelle Situation keinesfalls lösen", sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Julia Verlinden den Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Montag. Außerdem würde es zu lange dauern, diese Vorkommen zu erschließen:

"Und dann wären wir vermutlich bei Zeiträumen, wo wir den Bedarf von Erdgas bereits deutlich reduziert haben."

Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. Kritik wird auch an der Verflüssigung durch starkes Abkühlen geübt, weil dies nach Angaben von Umweltschützern bis zu 25 Prozent des Energiegehalts des Gases kostet.

Habeck lehnt FDP-Vorstoß ab

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bemüht sich angesichts des Ukraine-Kriegs um eine schnelle Energie-Unabhängigkeit von Russland. Fracking in Deutschland lehnt er aber ab und verweist auf mögliche negative Folgen für die Umwelt sowie rechtliche Hürden. Er sprach sich am Sonntag in Flensburg gegen den Vorstoß der FDP aus. Habeck sagte:

"Die Debatte über Fracking nützt uns jetzt in dieser Zeit überhaupt gar nichts. Es dauert Jahre, wenn man es überhaupt machen will, um solche Vorkommen zu erschließen."

Die "Brücke aus Gas" in die Welt der erneuerbaren Energien werde täglich kürzer. Die Vorkommen, die gefrackt werden könnten, seien bisher noch nicht einmal erprobt worden. "Es gibt gar kein Interesse daran, das zu tun", sagte Habeck. Insofern sei es eine Debatte, die zu einer Spaltung in der Gesellschaft führe. "Wir haben eine klare Aufgabe: Die Energiemengen, die wir verbrauchen, reduzieren, auf allen Ebenen." Außerdem müsse der Ausbau der erneuerbaren Energien forciert werden.

Zuletzt hatten CSU-Chef Markus Söder und NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sowie der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, eine ergebnisoffene Prüfung des Frackings gefordert. Der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG) spricht sich laut Welt am Sonntag angesichts der Energiekrise dafür aus, auch Fracking in Betracht zu ziehen.

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(rt de/dpa)