Trotz Aufforderung zur Rückkehr: Tausende Syrer in Deutschland eingebürgert

In Deutschland haben sich im vergangenen Jahr 20 Prozent mehr Menschen einbürgern lassen als im Jahr davor. Die meisten von ihnen kamen aus Syrien. Der syrische Präsident Assad hat die Syrer im Ausland mehrfach zur Heimkehr aufgefordert. Das Auswärtige Amt sieht eine Rückkehr nach Syrien jedoch kritisch.

In Deutschland haben sich im vergangenen Jahr 20 Prozent mehr Menschen einbürgern lassen als im Jahr davor. Die meisten von ihnen kamen dabei aus Syrien. Im vergangenen Jahr nahmen 131.600 Ausländer die deutsche Staatsangehörigkeit an – ein deutlicher Zuwachs gegenüber 2020.

"Dieser Anstieg ist gut zur Hälfte auf die hohe Zahl an Einbürgerungen von Syrern zurückzuführen", berichtete das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden. 19.100 syrische Staatsangehörige wurden 2021 eingebürgert – fast dreimal so viele wie 2020. Am zweithäufigsten wurden Menschen aus der Türkei eingebürgert (12.200 Menschen). Danach folgten rumänische (6.900), polnische (5.500) und italienische (5.000) Staatsangehörige.

"Die hohe Zahl der Einbürgerungen von Syrerinnen und Syrern steht im Zusammenhang mit der Zuwanderung von syrischen Schutzsuchenden in den Jahren 2014 bis 2016, die mittlerweile immer häufiger die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen", erklärten die Statistiker.

Die syrische Regierung hat ihre Bürger im Ausland in letzter Zeit mehrfach aufgefordert, nach Syrien zurückzukehren, um sich am Wiederaufbau des Landes zu beteiligen. Russland und Syrien hielten bereits im November 2021 in Damaskus ein gemeinsames Treffen ihrer ministeriellen Koordinierungsausschüsse zur Rückführung von syrischen Flüchtlingen ab. Dank der Bemühungen der syrischen Regierung auf der Grundlage einer Anordnung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad sind bereits Hunderttausende Syrer in ihre Heimat zurückgekehrt. Die wichtigsten Hindernisse für die Rückführung der Flüchtlinge sind die fortdauernde Besetzung syrischer Gebiete durch ausländische Streitkräfte und die westlichen Sanktionen gegen das arabische Land wie das eingefrorene Vermögen des Staates.

Das Auswärtige Amt in Berlin sieht eine Rückkehr nach Syrien bislang kritisch. Aus Sicht der Bundesregierung müssten vorher bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Das seien unter anderem "Rechtssicherheit für die Rückkehrer", "Schutz vor Willkür" und "die Frage einer Amnestie".  

Mehr als 6.6 Millionen Syrer haben seit Beginn des Syrien-Konflikts im Jahr 2011 im Ausland Zuflucht gesucht. Die meisten flohen in Nachbarländer wie die Türkei und den Libanon. Mehr als eine Million syrische Kriegsflüchtlinge sind nach Europa gekommen – von ihnen leben rund 770.000 Menschen in Deutschland.

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