In der jüngsten Ausgabe 212/ 2022 des Wissenschaftsjournals Environmental Research wird die ursprünglich bereits 2021 publizierte Maskenstudie unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Harald Walach nun endgültig veröffentlicht. Bereits im vergangenen Jahr war sie als Research Letter im Journal JAMA Pediatrics erschienen und dort fast eine Million mal aufgerufen worden, bis sie nach Protesten unter fragwürdigen Argumenten wieder zurückgezogen wurde. Erst nach zwei weiteren Reviewverfahren mit insgesamt sechs Gutuachtern, vielen monierten Kleinigkeiten und einer Überarbeitung durfte die Studie mit dem Titel "Carbon dioxide rises beyond acceptable safety levels in children under nose and mouth covering: Results of an experimental measurement study in healthy children" (Kohlendioxid steigt bei Kindern mit Nasen- und Mundschutz über akzeptable Sicherheitsgrenzen hinaus an: Ergebnisse einer experimentellen Messstudie an gesunden Kindern) jetzt in der Langfassung veröffentlicht werden.
In einem Werkstattbericht fasste der Professor für Psychologie die Ergebnisse der Studie zusammen, in der der Kohlendioxidgehalt in der Atemluft von 45 Kindern unter aufgesetzten Gesichtsmasken gemessen wurde. Im Ergebnis habe die eingeatmete Luft 1,3 Volumenprozent – 1,4 Volumenprozent oder 13.000 - 14.000 parts per million (ppm) Kohlendioxid enthalten. Im Vergleich dazu betrage der Wert von im Freien eingeatmeter Luft normalerweise 400ppm beziehungsweise 0,04 Volumenprozent.
Nach Angaben des Umweltbundesamtes liege die erlaubte Obergrenze jedoch bei höchstens 2000 ppm bzw. 0,3 Volumenprozent. Daher bewertet Walach die Studienergebnisse sehr kritisch:
"Für Kinder sind solch hohe Werte, wie wir sie bereits nach 3 Minuten gemessen haben, absolut inakzeptabel. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Kinder von Coronainfektionen und Sars-CoV2 weder stark bedroht sind, noch wichtige Infektionsverbreiter sind."
In der überarbeiteten Publikation habe sich bis auf die von den Gutachtern gewünschten Rundungen der letzten beiden Stellen hinter dem Komma bei den Messdaten nichts geändert.
Tatsächlich seien einige Aussagen präzisiert worden, die von Faktencheckern und Gutachtern missverstanden worden seien. So seien zum Beispiel die Unterschiede zwischen den beiden verwendeten Geräten zur Messung des Kohlendioxidgehalts in der überarbeiteten Studie klarer herausgearbeitet. Eines der Geräte sei zur kontinuierlichen Messung und Überwachung des Kohlendioxidgehalts in der Raumluft verwendet worden. Mit dem anderen Gerät sei die eingeatmete Luft bei den Kindern mithilfe eines Messschlauchs zwischen Oberlippe und Nase gemessen worden. Die Messungen seien von einem gerichtlich vereidigten Sachverständigen für Gasmessungen, dem Messingenieur Dr. Helmut Traindl, durchgeführt worden. Die Kinder seien zusätzlich jeweils von einem Arzt beobachtet worden, der bei den zu messenden Atemzügen die Messpumpe betätigt habe.
In der neu publizierten Langfassung sind auch die jeweils verwendeten Masken unterschiedlicher Hersteller aufgeführt. Diese seien nach einem Zufallsprinzip eingesetzt worden, um Verzerrungseffekte zu verhindern.
Laut Walach habe das Bundesumweltamt schon vor Längerem festgestellt, dass Gesundheitsschäden bei Werten oberhalb von 2000 ppm in Innenräumen nicht ausgeschlossen werden können. Zu den am häufigsten festgestellten Beeinträchtigungen zählten Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen. Eine Befragung von 20.000 Kindern und ihren Eltern durch Wissenschaftler der Universität Witten habe passend dazu ergeben, dass mehr als zwei Drittel der Kinder über derartige Symptome klagten.
"Unsere Werte zeigen: die Sicherheitsmargen verschiedener Normen, übrigens auch der Arbeitsschutznorm, werden um das 6- bis 7-fache verletzt",
kommentiert der Wissenschaftler die Studienergebnisse.
Ein weiteres Ergebnis der Studie zeige, dass der Kohlendioxidgehalt unter der Maske bei Kindern deutlich höher sei als bei Erwachsenen beziehungsweise dass dieser mit fortgeschrittenem Alter abnehme. Das liege an dem größeren "Totraum" unter der Maske bei Kindern. Die Masken lägen nicht so dicht an, sodass die Kinder die bereits mit Kohlendioxid angereicherte Luft aus dem Totraum einatmen, bevor sie die Luft jenseits der Maske durch den Maskenstoff einsaugen würden.
In seinem Bericht äußerte sich Walach auch zu Kritikpunkten an der Maskenstudie. Unter anderem sei an der Studie kritisiert worden, man habe nicht die Kapnografie-Messmethode verwendet. Die Kapnografie werde laut Walach in der Notfallmedizin und in der Anästhesie zur Überwachung des Atems eingesetzt. Mit dieser Methode messe man den Kohlendioxidgehalt beim Ausatmen; mittels dieser Werte würde erst danach das Kohlendioxid der Einatmungsluft berechnet. Eine solche indirekte Wertebestimmung sei unter Umständen aber ein Nachteil dieser Methode. Insbesondere bei der Bestimmung des Kohlendioxidgehalts der Einatemluft von Kindern habe sie zu weniger genauen Ergebnissen geführt.
Walach verweist zudem auf die Vorabveröffentlichung einer weiteren in der Zwischenzeit durchgeführte Maskenstudie unter Leitung von Cecilia Acuti Martellucci auf MedRxiv.org. Dabei seien die Kohlendioxid-Werte bei 102 Teilnehmern zwischen zehn und 90 Jahren mit der Kapnografie-Methode gemessen worden. Trotz unterschiedlicher Methodik habe auch diese Studie im Wesentlichen die negativen Auswirkungen des Maskentragens bestätigt.
Schließlich erwähnt der Wissenschaftler eine frisch veröffentlichte Studie über die SARS-CoV2-Sterblichkeit in Kansas. Dieser Untersuchung zufolge seien in den Bezirken des Bundesstaates mit Maskenpflicht insgesamt 50 Prozent mehr Menschen an Corona verstorben, als in den Bezirken ohne Maskenpflicht. Die höhere Sterblichkeit bei Maskenträgern könnte möglicherweise aus der Ansammlung infektiöser Partikel unter den Masken resultieren. Dies müsse Walach zufolge aber erst noch verifiziert werden.
Zusammenfassend stellt Walach fest, dass die Probleme im Zusammenhang mit dem Maskentragen inzwischen vielfach belegt seien. Auch ein sogenanntes MIES-Syndrom (Masked Induced Exhaustion Syndrome) sei in einer systematischen Übersichtsarbeit vorgestellt worden. Demgegenüber sei der angebliche Nutzen von Masken laut Walach nur mangelhaft dargelegt beziehungsweise fehle diesbezüglichen Studien die methodische Güte.
Am Ende seines Werkstattberichts über die erneut publizierte Maskenstudie wendet sich der Wissenschaftler an die "Damen und Herren der Faktencheckergilde" und andere "Freunde von Gesichtsmasken":
"Gesichtsmasken erhöhen den Kohlendioxidgehalt der Einatemluft bei Kindern (aber auch bei Erwachsenen). Daran ist nicht zu rütteln, auch wenn es politisch unkorrekt ist. Liebe Oberschulämter, Direktoren und Lehrer: Wer vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse von Kindern verlangt, dass sie Masken aufsetzen, begeht meiner Ansicht nach Körperverletzung."
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