Rocksänger Campino von den Toten Hosen hat angesichts des Ukraine-Kriegs derzeit ein Gefühl, "als ob die Welt über uns zusammenstürzt" – und stellt daher alte Grundsätze auf den Prüfstand – etwa die Frage nach dem Dienst an der Waffe. Er sagte am Samstag gegenüber der dpa:
"Ich persönlich habe den Kriegsdienst 1983 verweigert. Das würde ich heute, unter diesen Umständen, wenn ich jetzt meine Einberufung bekäme, wahrscheinlich nicht mehr tun. [...] Gerade lernen wir doch eindrücklich, warum eine Identität als Europäer so wichtig ist und warum wir eine Wertegemeinschaft sein müssen."
Der Musiker mit dem bürgerlichen Namen Andreas Frege, der sich politisch "links" und als Wähler bei den "Grünen" verortet, betont weiterhin:
"Das hat dann leider auch etwas mit Aufrüstung zu tun. Wir können es uns nicht leisten, völlig wehrlos gegenüber Despoten zu sein, wie Putin einer ist, der alte Machtfantasien auslebt. So einen Mann kann man nur stoppen, wenn er auch Respekt vor der Gegenseite hat."
Zugleich sei dies "eine dramatische Tragödie, denn alle diese Gelder, die wir in Zukunft für Rüstung ausgeben werden, könnten wir verdammt nochmal für unser Sozialsystem, Kitas, Schulen, öffentliche Infrastruktur und nicht zuletzt den Kampf gegen den Klimawandel gebrauchen". Der Sänger gab zu, wegen der Weltlage ratlos zu sein, betonte aber auch: "Wir alle dürfen uns Verunsicherung erlauben. Selbst die gescheitesten Leute können uns derzeit kein Rezept geben, wie es weitergeht."
Sein Auftrag als Musiker sei klar: "Trotz der gesellschaftlich angespannten Lage ist es aber wichtig, dass wir Menschen uns selbst auch eine mentale Gesundheit erhalten, Glücksmomente finden." Campinos Punkrockgruppe – eine der erfolgreichsten in Deutschland – will gerade ihr 40-jähriges Bestehen ab Ende Mai mit neuer Platte und einer Tournee feiern.
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(dpa/rt)