Am 26. April erfolgte die Ausstrahlung eines MDR-Beitrags, der die Zuschauer erneut mit dem Thema Impfnebenwirkungen konfrontierte. Der Titel des Beitrags lautete: "Impfkomplikationen: Mehr schwere Nebenwirkungen als gedacht?" In dem knapp zehnminütigen Beitrag werden zwei sehr drastische Beispiele von Ereignissen nach erfolgten Impfungen vorgestellt: das Schicksal eines jungen Mannes, und das eines 15-jährigen Mädchens. Beide Protagonisten des Beitrags waren vor den Impfungen kerngesunde Menschen.
Gegen Mitte des Beitrags wird das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) erwähnt. Dieses Forschungsinstitut ist zuständig für die statistische Erfassung von mittleren bis schweren Impfnebenwirkungen, nach entsprechender Meldung von Betroffenen oder behandelnden Ärzten und Ärztinnen. Laut dem PEI seien bislang 0,02 Prozent der Corona-Geimpften in Deutschland von "schwere Nebenwirkungen" betroffen gewesen, so berichtet der MDR-Beitrag. Diese Zahl entspricht jedoch nicht den Ergebnissen einer aktuellen Studie der Berliner Charité, dem sogenannten Sicherheitsprofil von COVID-19 Impfstoffen, kurz ImpfSurv. Diese Untersuchungen und Auswertungen begannen im April 2021.
Laut Aussagen des Projektleiters Prof. Dr. Harald Matthes in dem MDR-Beitrag zeigen sich bei den Ergebnissen deutlich alarmierende Zahlen. Mehr als 39.000 Bürger wurden während der Teilnahme an der Studie begleitet und "systematisch nach Nebenwirkungen befragt", so Informationen des MDR. Matthes' Aussage in dem Beitrag lautete:
"Wir haben in unserer ImpfSurv-Studie gesehen, dass wir mittlere aber auch schwere Nebenwirkungen deutlicher, häufiger hatten, als sie eben in den Berichten des Paul-Ehrlich Instituts jeweils aufgeführt waren."
Nach den finalen jüngsten Erkenntnissen der Charité-Studie, kann bei 0,8 Prozent der Teilnehmer von "mittleren, aber auch schwere Nebenwirkungen" berichtet werden, gegenüber den 0,02 Prozent-Angaben des PEI. Die Studienergebnisse ergaben sich aus folgenden Untersuchungs-Modulen:
• Erfassung von Impfreaktionen nach einer COVID-19-Impfung
• Erfassung von Beschwerden und Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung
• Langfristige Impfreaktionen einer COVID-19-Impfung sollen mit den Beschwerden und Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung sowie generellen Beschwerden der Bevölkerung verglichen werden
• das Sicherheitsprofil von COVID-19-Impfungen soll verbessert werden
• ein bundesweites Impfregister soll aufgebaut werden
63,3 Mio. Menschen in Deutschland (76,1 % der Gesamtbevölkerung) gelten mittlerweile als grundimmunisiert.
Schon Anfang April teilte Prof. Dr. Harald Matthes in einem Interview für den Focus mit, dass er "von einer deutlichen Untererfassung (von Impfnebenwirkungen in Deutschland) beim Paul-Ehrlich-Institut ausgeht." Matthes schilderte in dem Focus-Interview außerdem die Probleme betroffener Bürger in Deutschland:
"Das sind Menschen, die bei fünf, sechs, sieben verschiedenen Ärzten waren und dort teilweise mit ihren Symptomen nicht ernst genommen wurden. Viele Ärzte sagen, das könne gar nicht mit der Impfung zusammenhängen. Andere sagen, es könnte vielleicht sein, aber sie können den Patienten nicht helfen."
Diese Angaben decken sich mit den Schilderungen der beiden in dem MDR-Beitrag dargelegten Fälle. Bei dem ersten Fall handelt es sich um einen 26-jährigen, kerngesunden, sportlichen Mann. Hier ein Zitat aus dem Beitrag:
"Wie viele andere Betroffene kämpfte er monatelang um Anerkennung seines Impfschadens. Kein Arzt war anfänglich bereit, seine Beschwerden mit der Impfung in Zusammenhang zu bringen."
Erst nach neun langen Monaten erhielt der junge Mann dann endlich eine Bestätigung von der Uniklinik Marburg. Sie bestätigte, dass der Betroffene "eine Autoimmunreaktion nach Impfung" durchlebt habe, in Verbindung mit einer nachweislichen Herzmuskelerkrankung. Das zweite Fallbeispiel ist umso erschütternder, da es sich um ein 15-jähriges, vorher kerngesundes Mädchen handelt. Ihr Leidensweg nach absolvierter Impfung war wie folgt: Herzmuskelentzündung, Krampfanfälle, Spastik in der linken Hand, Beine und Füße knicken im Stand weg, Rollstuhlbedarf nach mittlerweile anerkanntem Pflegegrad 3. Begutachtende Ärzte empfahlen zu Beginn des diagnostischen Marathons gar "die Überweisung in eine psychosomatische Klinik".
Ein wahrscheinlicher Auslöser der heftigen Impfreaktion bei dem Mädchen könnte die Höhe der verabreichten Dosis gewesen sein, so Mutmaßungen des MDR-Beitrags. In Deutschland gilt weiterhin die Regel, dass nicht je nach Altersgruppen unterschiedliche Dosierungen verabreicht, also gestaffelt werden. Studien empfehlen laut dem Beitrag 20 Mikrogramm Wirkstoff bei 18 – 55-Jährigen, 30 oder mehr Mikrogramm bei den 65 – 85-Jährigen. In Deutschland wird jedoch weiterhin "ab dem 12 Lebensjahr eine Einheitsdosis von 30 Mikrogramm" verabreicht.
Die Reaktionen in den sozialen Medien verwiesen auf eine Aussage des Leiters des PEI, Klaus Cichutek, von November 2021. In einer Pressekonferenz mit dem damaligen Gesundheitsminister Jens Spahn monierte Cichutek gegenüber den anwesenden Journalisten:
"Vielleicht darf ich auch noch einmal ergänzen aus unserer Sicht. Sie müssen bedenken, wir sitzen hier in Deutschland im Schlaraffenland. Aufgrund der vorausschauenden Aktionen der Politik, auch des Gesundheitsministers, haben wir ausreichend Impfstoffe zur Verfügung, die alle zugelassen, sehr gut geprüft sind und die sich auch im Feld als effektiv hochwirksam und sicher erweisen.
...und ich kann nur appellieren an alle, sich jetzt impfen zu lassen oder gegebenenfalls boostern zu lassen. Das ist die Message der Saison. Das was zugelassen ist, ist gut. M-RNA-Wirkstoffe zeichnen sich aus durch eine besonders hohe Wirksamkeit und eine äußerst niedrige Nebenwirkungsrate."
Das Nachrichtenportal rbb24 schildert in einem Kurzbeitrag vom 25. April ebenfalls zwei Bespiele von Betroffenen mit erheblichen Impfnebenwirkungen:
Der MDR-Beitrag schließt mit der Information, dass eine an das Bundesgesundheitsministerium (BMG) gerichtete Anfrage bezüglich der Thematik der geltenden Wirkstoffmengen in Impfstoffdosen nicht konkret beantwortet wurde. Die Reaktion des BMG lautete demnach: "Im Rahmen der Zulassung von Comirnaty® (Wirkstoffname des Produkts von BioNTech), wurden Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit bewertet." Die Kosten von über 12.000 Euro für "mehrere Blutwäschen, um wieder gesund zu werden", musste der junge Mann aus dem MDR-Beitrag indes selbst übernehmen, weil "die Therapie für seine Impfreaktionen noch nicht erforscht sei."
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