Wirecard: Deutsche Behörden bitten Russland um Auslieferung von Marsalek

Der seit Jahren gesuchte Ex-Wirecard-Chef Jan Marsalek hält sich offenbar in Moskau auf. Die mit dem Fall betraute Staatsanwaltschaft in München möchte es nun näher wissen. Medienberichten zufolge hat sie ein Auslieferungsersuchen an Moskau gestellt.

Die deutsche Justiz hat im Fall des gesuchten EX-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek offenbar ein Rechtshilfeersuchen an die russische Regierung gestellt. Ziel des Ersuchens soll die Auslieferung des Flüchtigen sein, berichtete die Bild in ihrer Dienstagsausgabe unter Berufung auf Regierungskreise. Ein entsprechendes Inhaftnahmeersuchen habe die Staatsanwaltschaft München demnach noch vor Ostern an die russischen Behörden geschickt. Marsalek soll in Deutschland vor Gericht gestellt werden. 

In dem Ersuchen bäten die deutschen Ermittler die  russische Justiz, den seit zwei Jahren weltweit wegen mutmaßlichen Betrugs gesuchten Marsalek aus seinem vom russischen Geheimdienst FSB bereitgestellten Versteck in Moskau zu holen, in Haft zu nehmen und auszuliefern, heißt es in dem Bild-Bericht. Die entsprechenden Koordinaten des zuletzt bekannten Fluchtorts Marsaleks seien in der Anfrage enthalten.  

Vor einer Woche hatte die Bild berichtet, dass Marsalek in Moskau untergetaucht sei. Brisant: Der Aufenthaltsort des früheren Wirecard-Vorstands sei dem Bundesnachrichtendienst (BND) und dem Bundeskanzleramt demnach bereits seit vergangenem Jahr bekannt gewesen. Der Zeitung zufolge waren die für den Fall zuständigen Münchner Ermittler jedoch nicht eingeweiht und sollen erst durch die Enthüllungen der Bild von Marsaleks Aufenthaltsort erfahren haben.

Daraufhin seien am vergangenen Dienstag zwei Münchner Staatsanwälte nach Berlin gereist, um in der BND-Zentrale die geheimen Marsalek-Akten einzusehen, so die Bild. Unter den Geheimdienstunterlagen befänden sich ein BND-Bericht aus Moskau und ein weiteres Dokument, das beweise, dass der BND das Kanzleramt über den Fluchtort des Flüchtigen informiert hatte. Auch ein Angebot der russischen Behörden, wonach die deutschen Ermittler Marsalek verhören dürften, soll sich in den Akten befinden.

Der BND hätte das damalige Angebot aus Angst vor einer Falle ausgeschlagen, berichtete die Bild bereits letzte Woche. Demnach wandte sich Anfang 2021 ein Mann an einen BND-Agenten in Moskau und behauptete, ein Treffen mit dem Untergetauchten arrangieren zu können. Wie der BND dem Zeitungsbericht zufolge herausfand, soll der vermeintliche Informant in Verbindungen zum russischen Geheimdienst FSB stehen. Dieser wiederum hatte der Bundesregierung zuvor jedoch offiziell verlauten lassen, Marsalek befinde sich gar nicht in Russland. Daraufhin lies der BND von dem Angebot ab. 

Der Chefetage von Wirecard wird von den deutschen Behörden vorgeworfen, über Jahre hinweg Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht zu haben. Bei dem Finanzskandal handelt es sich um einen der größten der deutschen Geschichte.  

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