"Schockwellen infolge des Ukrainekriegs": Kieler Institut für Weltwirtschaft senkt Wachstumsprognose

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft hat die Wachstumsprognose aufgrund des Krieges in der Ukraine halbiert. Man rechne nun nur noch mit 2,1 anstatt vier Prozent Wirtschaftswachstum für 2022. Die Inflationsrate wird sogar mit 5,8 prognostiziert – das wäre ein neuer Höchstwert im wiedervereinigten Deutschland.

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat am Donnerstag seine Konjunkturprognose für das laufende Jahr angesichts der Folgen des Ukrainekriegs um fast die Hälfte von vier auf 2,1 Prozent gesenkt

In der veröffentlichten Prognose heißt es:

"Der Krieg in der Ukraine führt zu hohen Rohstoffpreisen, neuen Lieferengpässen und schwindenden Absatzmöglichkeiten. Die hohen Rohstoffpreise verringern die Kaufkraft der verfügbaren Einkommen und dämpfen damit den privaten Konsum. Zudem belasten zusätzliche Lieferengpässe die Industrie spürbar."

Insgesamt geht das Institut davon aus, dass der Schaden für die deutsche Volkswirtschaft 90 Milliarden Euro betrage. IfW-Vizepräsident Stefan Kooths sprach von "Schockwellen infolge des Ukrainekriegs". 

Auch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) Essen senkt seine Wachstumsprognose erheblich. Nach 3,9 Prozent prognostiziertem BIP-Wachstum im Dezember für 2022 rechnen die Wirtschaftswissenschaftler jetzt nur noch mit 2,5 Prozent. RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt sagte laut dem Handelsblatt:

"Der Krieg in der Ukraine belastet die Erholung der deutschen Wirtschaft von der Corona-Krise stark."

In der Konsequenz gehen die Ökonomen für Deutschland von einer technischen Rezession aus. Das bedeutet, dass mindestens zwei Quartale hintereinander von einer geringeren Wirtschaftsleistung ausgegangen wird. Bereits im vierten Quartal 2021 sank die Wirtschaftsleistung schon um 0,3 Prozent. Für das aktuelle Quartal rechnen die Kieler im ersten Vierteljahr 2022 vor allem wegen des Ukrainekriegs mit einem Minus von 0,9 Prozent. In Essen geht man von einen Rückgang von 0,2 Prozent aus.

Beim IfW rechnet man weiterhin mit deutlich steigenden Preisen. Dort hieß es laut der Zeit:

"Die Inflationsrate dürfte in diesem Jahr mit 5,8 Prozent so hoch ausfallen wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland."

Selbst in einem bestmöglichen Szenario, bei dem die Rohstoffpreise stabil bleiben und die Lieferengpässe behoben würden, werde die Inflation auch im kommenden Jahr mit 3,4 Prozent vergleichsweise hoch bleiben.

Mehr zum Thema - "Situation ist dramatisch" – Nord- und Ostseefischer bleiben wegen hoher Dieselpreise in Häfen