Ukrainischer Botschafter Melnyk: "Hören Sie auf, das Asow-Regiment zu dämonisieren"

Der ukrainische Botschafter in Deutschland ist ein medial bekannter Mann. Am Mittwoch nahm Andrei Melnyk in einem Tweet das rechtsradikale und antisemitische Asow-Battailon in Schutz. Zudem sprach er wiederholt von einem "Vernichtungskrieg", den Russland in der Ukraine führe. In der SPD gärt es mittlerweile aufgrund des 46-Jährigen.

Spätestens seit 2014 ist Andrei Melnyk in deutschen Talkshows und Medien ein gern gesehener Gast. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist der ukrainische Botschafter in Deutschland zum Medienstar geworden und fordert seit Wochen umfangreichere Waffenlieferungen aus Deutschland für sein Land.

Einen kritischen Artikel in der Zeit über das offen antisemitische und rechtsradikale, in der Ukraine tätige Asow-Bataillon kommentierte er nun in den sozialen Medien. In einem Tweet am Mittwoch schrieb er:

"Bitte hören Sie auf, das Asow-Regiment zu dämonisieren und Propaganda – jetzt auch mitten im RUS Vernichtungskrieg – in die Hände zu spielen. Diese mutigen Kämpfer verteidigen ihre Heimat, vor allem die belagerte Stadt Mariupol. Lassen Sie sie in Ruhe."

Ein Nutzer kommentierte die Aussage des ukrainischen Botschafters mit den Worten:

"Gibt es jetzt gute und schlechte Nazis oder bleiben Nazis einfach Nazis? Frage für den undiplomatischen Diplomaten, der fordert, fordert und nochnal fordert und mich langsam mal sonst wo kann, mit seinen Unverschämtheiten. SO macht man sich jedenfalls keine Freunde."

Ein anderer schrieb:

"Dass gerade Sie kein Problem mit Neonazis und Nazi-Kollaborateuren haben, überrascht nun nicht."

Darunter verlinkte der Nutzer einen Tweet von Melnyk aus dem Jahr 2015. Darin wies Melnyk auf einen Besuch am Grab des ukrainischen Faschisten und Antisemiten Stepan Bandera hin, den er mit einem Blumenstrauß ehrte. Melnyk schrieb damals:

"Zu Beginn meines Besuchs in München traf ich mit Vertretern der UKR zusammen und legte Blumen am Grab unseres Helden Stepan Bandera nieder."

Mittlerweile gibt es an dem umtriebigen Botschafter auch Kritik vonseiten der SPD. Der Spiegel berichtet von den Vorwürfen Melnyks, die Bundesregierung agiere gegenüber Russland stets zu nachsichtig – mittlerweile stößt das Teilen der SPD übel auf. Für Melnyk sei "immer alles zu wenig, zu wenig, zu wenig", kritisierte ihn der SPD-Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer Teilnehmern zufolge in einer Sitzung der Parlamentarischen Linken, der größten Strömung innerhalb der sozialdemokratischen Fraktion. Schäfer sauer:

"Melnyk kann nicht ständig die deutsche Politik desavouieren, das geht einfach nicht."

Was Schäfer besonders ärgern soll: Dass der Botschafter die Sozialdemokraten als "Kumpels von Putin" darstelle, sei eine "Unverschämtheit". Auch könne es nicht angehen, dass er langjährige und erfahrenen Außenpolitiker wie Michael Roth schlichtweg als "Arschloch" diffamiere. Das sei einfach "unanständig".

Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär Sören Bartol bekundete am Mittwoch laut der Welt seinen Unmut über den ukrainischen Botschafter in Berlin. Er schrieb laut der Zeitung bei Twitter:

"Ich finde diesen 'Botschafter' mittlerweile unerträglich." 

Der Tweet sei jedoch rasch wieder gelöscht worden.

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