Das in dem europäischen Hauptquartier der US Air Forces in Ramstein stationierte Office of Special Investigations (OSI), der Geheimdienst der US-Luftwaffe, hat im Januar im Rahmen eines dreitägigen "Experteneinsatzes", zusammen mit der französischen Spezialbehörde für Suche, Unterstützung, Intervention und Abschreckung (RAID), die "möglicherweise notwendig werdende" Zusammenarbeit bei "künftigen realen Szenarien" trainiert.
Dies geht aus einer Mitte Februar auf der Webseite des US-Luftwaffenstützpunkts Ramstein veröffentlichten Meldung hervor. Die gemeinsame Übung ist durchaus ungewöhnlich und war dem US-Air-Force-Bericht zufolge auch die erste ihrer Art. Demnach tauschten die Mitglieder der beiden Spezialbehörden während der mehrere Tage lang andauernden Übung "Taktiken, Techniken und Strategien" miteinander aus.
Beide Spezialeinheiten sind auf "Schutzmaßnahmen und kritische Strafverfolgungsoperationen in gefährlichen Situationen oder Gebieten spezialisiert", was, der Meldung des US-Luftwaffenstützpunktes Ramstein entsprechend, auch Grund für die erstmals gemeinsam erfolgte Übung gewesen sein soll.
So helfe die Trainingsmaßnahme, "sich auf künftige reale Szenarien vorzubereiten, in denen sie möglicherweise zusammenarbeiten müssen", heißt es in dem Bericht. Weiter würden sie das "Vertrauen und das Verständnis für die Fähigkeiten der jeweils anderen" stärken. Weshalb man von Seiten Frankreichs, der USA oder der NATO die Notwendigkeit der Vorbereitung auf eine zukünftige Zusammenarbeit beider Spezialeinheiten in "gefährlichen Situationen oder Gebieten" sieht, wird in der Meldung jedoch nicht erläutert.
Auch für den OSI-Agenten und gleichzeitigen persönlichen Sicherheitsberater des obersten Kommandanten der US-Luftwaffe in Europa, Christopher Santiago, war die plötzliche Zusammenarbeit des amerikanischen OSI und der französischen Raid durchaus ein besonderes Erlebnis. Gegenüber dem Öffentlichkeitsbüro des US-Luftwaffenstützpunktes Ramstein sagte er:
"Es ist eine sehr seltene Gelegenheit. Die meiste Zeit trifft man aufgrund der Art ihrer Arbeit niemanden wie sie, und so ist es auch bei uns."
Laut Oberst Terrence Joyce, Kommandeur der sich in Ramstein befindlichen Zweigstelle des OSI, sei die erfolgte Übung notwendig gewesen, damit beide Einheiten "wenn es soweit ist, interoperabel" und "weltweit" zusammenarbeiten können. "Es ist wichtig, jetzt zu trainieren, damit wir, wenn es soweit ist, interoperabel sind und weltweit zusammenarbeiten können", sagte Joyce.
Dem Bericht nach wurden während der dreitägigen Übung Strategien zum Schutz besonders wichtiger Personen unter Zuhilfenahme verschiedenster Waffentypen, insbesondere der Serienfeuerwaffe M-11, der Maschinenpistole MP-5 und dem halbautomatischen Maschinengewehr M-4, geübt.
Zudem wurde den anwesenden Angehörigen beider Behörden im Rahmen eines nicht-öffentlichen Briefings der Austausch zu "bewährten Praktiken" zum Schutz "wichtiger Personen" in Gebieten mit erhöhter Bedrohungslage ermöglicht, wobei sich auf reale Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit bezogen wurde.
Anfang März fand auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein zudem eine Übung zum Test der Einsatzfähigkeit aller dort stationierten Streitkräfteeinheiten statt. Bei der "Operation Varsity" wurde unter anderem der Angriff auf die von der NATO und den USA gemeinsam betriebene Militärbasis geübt, heißt es in einem Bericht der US-Luftstreitkräfte.
Demnach wurde ein "aktiver Schießvorgang" simuliert, bei welchem die Fähigkeit einer effektiven Reaktion der Sicherheitskräfte und Ersthelfer des Stützpunkts auf mögliche ähnliche Situationen getestet wurde. Ein bestehender Zusammenhang der Übung mit dem Krieg in der Ukraine wurde einem SR-Bericht zufolge verneint.
"Der Zweck dieser Übung ist es zu sehen, wie schnell wir auf diesen Vorfall reagieren, die Verdächtigen neutralisieren und die Verletzten versorgen können", sagte die für die Einsatzfähigkeit der 86. US-Luftwaffeneinheit zuständige Inspekteurin, Master Sgt. Stephanie Coronado, gegenüber dem Büro für Öffentlichkeitsarbeit in Ramstein.
Ob zwischen den beiden Übungen ein Zusammenhang bestand, ist den jeweils zugehörigen Meldungen nicht zu entnehmen.
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