Am Brandenburger Tor in Berlin haben am Sonnabend mehrere Dutzend russischsprachige Deutsche, hauptsächlich Spätaussiedler, gegen die derzeitige aufgeheizte Stimmung und die Anfeindungen ihnen gegenüber protestiert. Ein Redner appellierte an die humanen und demokratischen Werte der deutschen Gesellschaft. Auf Plakaten wurde zudem daran erinnert, dass auch Spätaussiedler in Deutschland Steuern zahlen. Teilnehmer berichteten, dass sie die aktuelle Situation als eine Welle des Hasses und der Diskriminierung erleben. Eine Frau sagte:
"Ich verstehe nicht, wenn jetzt gesagt wird, dass der Krieg erst jetzt begann. Warum sagt man uns, dass wir provozieren und lügen? Ja, die Einstellung zu uns hat sich geändert. Wir werden derzeit diskriminiert und niemand soll sagen, dass das nicht wahr ist. Die Videos auf TikTok, auf denen die Übergriffe auf uns in Schulen und russischen Geschäften gezeigt werden, werden sofort blockiert."
Eine andere Teilnehmerin berichtete, dass ihre Tochter und ihre Freunde in einem öffentlichen Bus von einem Mann verprügelt worden seien. Dabei hätten alle betroffenen Kinder die deutsche Staatsangehörigkeit und gewiss nichts mit dem Krieg in der Ukraine zu tun, erinnerte sie.
In Deutschland leben schätzungsweise vier bis fünf Millionen Spätaussiedler, sogenannte Russlanddeutsche, und weitere ein bis zwei Millionen Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion. Seit dem Beginn der militärischen Operation der Russischen Föderation in der Ukraine häufen sich, angefeuert durch die Art der Berichterstattung in den deutschen Medien, Meldungen über Anfeindungen, Gewalttaten und Sachbeschädigungen gegenüber russischsprachigen Menschen. Dabei unterscheiden die Angreifer oft nicht, welcher Migrantengruppe das Opfer angehört und welche Staatsangehörigkeit es hat.
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