Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) Bruno Kahl ist in Kiew vom russischen Einmarsch in der Ukraine überrascht worden. Kahl sei am Mittwoch für dringende Gespräche zur aktuellen Lage in die Ukraine gereist, teilte ein BND-Sprecher am Freitag auf Anfrage mit. Wegen der einsetzenden Kriegshandlungen und des gesperrten Luftraums über der Ukraine habe der Präsident die Rückreise am Donnerstag auf dem Landweg antreten müssen.
Zuerst hatte das Magazin Focus darüber berichtet - der Präsident des Bundesnachrichtendienstes sei in höchster Not aus der Ukraine gerettet worden.
"Bruno Kahl war vor mehreren Tagen, vor Beginn der russischen großangalegten Militäraktion in die ukrainische Hauptstadt Kiew gereist, um Hintergründe der Situation mit seinen ukrainischen Kollegen zu erörtern."
Doch die für alle überraschende Attacke Russlands am frühen Donnerstagmorgen habe auch Kahl überrascht. Nachdem Außenministerin Annalena Baerbock alle Deutschen dazu aufgerufen hatte, das Land zu verlassen, wurde eine Spezialabteilung der Bundespolizei, Personenschutz Ausland, aktiv und evakuierte auf dem Landweg Diplomaten und Verbindungsleute des BKA, so der Focus.
Doch Kahl konnte diese Evakuierungseinheit nicht rechtzeitig erreichen. Deshalb musste ihn eine eigene Spezialabteilung des BND aus dieser gefährlichen Lage retten. Nach Focus-Informationen war Kahl am Freitagnachmittag unterwegs in Richtung Polen und soll noch am Nachmittag EU-Boden betreten, sprich in Polen eintreffen. Dieser Ablauf wurde dem Focus aus Sicherheitskreisen bestätigt.
Die Beweggründe für den russischen Einmarsch ins Nachbarland und ehemalige Sowjetrepublik Ukraine erläuterte Wladimir Putin in einer am frühen Morgen am Donnerstag veröffentlichten Ansprache. Darin kündigte Putin den Beginn einer großflächigen Operation der russischen Armee in der Ukraine an, um diese zu "entmilitarisieren und entnazifizieren".
Die nach einem bewaffneten Putsch in der Ukraine vor acht Jahren entstandenen Sicherheitsrisiken waren so groß, "dass es unmöglich war, auf andere Weise zu reagieren", sagte Putin im Hinblick auf die militärische Erschließung der Ukraine durch NATO-Staaten und geäußerte Pläne der ukrainischen Führung, dem Bündnis beizutreten und Atomwaffen zu entwickeln.
In seiner Rede verwies Putin auch auf den acht Jahre andauernden Krieg in der Ostukraine und die ständigen "ins Leere laufenden Versuche Russlands, die Krise politisch und friedlich zu lösen".
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