Das Ende der Fahnenstange scheint noch lange nicht erreicht: Die Explosion der Energiepreise haben die bundesdeutschen Importe im Januar so stark verteuert, wie das zuletzt vor 47 Jahren der Fall war. Die Importpreise erhöhten sich um 26,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte:
"Eine höhere Vorjahresveränderung hatte es zuletzt im Oktober 1974 im Rahmen der ersten Ölpreiskrise gegeben (+28,8 % gegenüber Oktober 1973)."
Die Kostensteigerungen bei den Einfuhren dürften auch direkt auf die Verbraucherpreise durchschlagen: Diese stiegen bereits im vergangenen Jahr mit offiziell durchschnittlich 3,1 Prozent so stark wie seit 29 Jahren nicht mehr.
Die enormen Kostensteigerungen der Einfuhren gehen laut dem Handelsblatt besonders auf rasant steigende Preise für Energie zurück: Deren Import verteuerte sich um 144,4 Prozent. Die Preise für Erdgas lagen sogar mehr als viermal so hoch wie noch im Januar 2021.
Stark verteuerten sich auch Erdöl mit 66,8 Prozent sowie Mineral- und Metallerzeugnisse mit 73,2 Prozent. Durch den russischen Angriff in der Ukraine werden die Kosten für Gas und Öl höchstwahrscheinlich weiter anziehen. So stieg der Ölpreis am Donnerstag wegen des Einmarsches erstmals seit 2014 wieder über die Marke von 100 Dollar pro Fass.
Die Ursache ist recht einfach auszumachen: Russland ist Deutschlands wichtigster Energielieferant. Dazu kommt, dass die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 sofort Abhilfe schaffen würde, diese jedoch politisch nicht erwünscht ist. Die Einfuhr von verflüssigtem Gas aus den USA (LNG), eine Kompensation, die Wirtschaftsminister Robert Habeck vorschwebt, wäre hingegen noch deutlich teurer als das konventionelle Gas.
Die durch die Corona-Krise und den von der Bundesregierung beschleunigten "klimaneutralen Umbau der Wirtschaft" sowieso angezählte deutsche Industrie wird auch weiterhin kaum mit Erleichterungen rechnen dürfen: Denn auch die sogenannten Vorleistungsgüter kosteten im Januar 24,5 Prozent mehr als 2021. Dabei musste für Düngemittel und Stickstoffverbindungen fast dreimal so viel wie noch 2021 bezahlt werden.
Weiterhin kletterten die Preise für Rohaluminium (plus 63,8 Prozent), Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen (plus 55,6 Prozent), gesägtes und gehobeltes Holz (plus 42,4 Prozent) sowie Kunststoffe in Primärformen (plus 40,8 Prozent).
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