Nachdem der Druck auf den Fußball-Zweitligisten FC Schalke 04 mit Hinblick auf seinen Sponsor Gazprom immer weiter zugenommen hat, kommt es nun zu einer Trennung von dem Geschäftsmann Matthias Warnig. Warnig legte sein Mandat im Aufsichtsrat des Fußballvereins nieder. Der 66-Jährige ist Vorsitzender der Geschäftsleitung der Nord Stream 2 AG, einer Tochterfirma des russischen Energiekonzerns Gazprom.
"Sobald alle formellen Prozesse, die eingehalten werden müssen, durchgeführt sind, wird er dann auch den Aufsichtsrat des FC Schalke 04 verlassen", sagte Club-Sprecher Marc Siekmann auf einer Pressekonferenz. Ob die Ukraine-Krise auch Auswirkungen auf das Sponsoring von Gazprom bei Schalke 04 hat, ist noch unklar. Allerdings stehen die Zeichen offenbar auf Trennung.
Diese könnte für den Fußballverein indes teuer werden. Auf über 200 Millionen Euro belaufen sich die Verbindlichkeiten des Clubs, der vergangenen Sommer den Abstieg aus der Bundesliga nicht verhindern konnte. Seit nunmehr 15 Jahren läuft die 2007 geschlossene Partnerschaft zwischen Schalke 04 und Gazprom Germania, einer deutschen Tochter des staatlichen russischen Energieunternehmens Gazprom.
Neun Millionen Euro für die 2. Liga?
Vor rund einem Jahr, als der Abstieg des Traditionsvereins aus der Bundesliga deutliche Konturen angenommen hatte, einigten sich Gazprom und der FC Schalke nach Gesprächen in Russland auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Der Revierverein hatte im März 2021 darauf verwiesen, dass Gazprom durch den Abstieg die juristisch fixierte Möglichkeit besitze, den Vertrag zu beenden, stattdessen aber Schalke "die Treue hält" und die "Vereinbarungen für mindestens drei Saisons gelten."
Laut Informationen der Bild erhält Schalke in der 2. Liga von Gazprom jährlich neun Millionen Euro. Im Falle einer Bundesliga-Rückkehr würde der Sponsor jährlich 15 Millionen Euro zahlen. Im Falle eines Nichtaufstiegs kann der bis 2025 geschlossene Vertrag allerdings von Gazprom bereits im Jahr 2024 aufgelöst werden.
Eine vorzeitige Beendigung der Partnerschaft würde Schalke entsprechend viel Geld kosten. Die Vorständin Christina Rühl-Hamers ist bei FC Schalke für Finanzen, Personal und Recht zuständig. Sie hatte bereits vor zwei Wochen angekündigt, dass der Verein bezüglich der Lizenzierung für eine weitere Zweitliga-Saison mit Auflagen durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) rechne. Allerdings werde man diese Auflagen bis zum Sommer erfüllen können.
Würden bereits fest einkalkulierte Einnahmen nun infrage gestellt, müssten wohl Neuberechnungen stattfinden. Die Verantwortlichen des Vereins stehen im ständigen Dialog mit dem langjährigen Hauptsponsor, erklärte die Vereinsführung in ihrer Stellungnahme am 22. Februar. Sie beteuerte:
"Der FC Schalke 04 wird die weitere Entwicklung beobachten, bewerten und nachdrücklich zum Frieden appellieren – zum Schutz der von der Krise betroffenen Menschen."
US-Präsident Joe Biden hatte am Mittwoch Strafmaßnahmen gegen die Betreibergesellschaft von Nord Stream 2 und deren Chef Warnig angekündigt. Das Finanzministerium in Washington erklärte, Geschäfte mit dem Betreiber müssten innerhalb einer Woche beendet werden. Angesichts der Eskalation im Ukraine-Konflikt hatte die Bundesregierung das Vorhaben am Dienstag auf Eis gelegt und das Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2 vorerst gestoppt.
Am Donnerstag gab Schalke bekannt, nicht mehr mit dem Schriftzug seines russischen Hauptsponsors Gazprom aufzulaufen: "Mit Blick auf die Ereignisse, Entwicklung und Zuspitzung der vergangenen Tage" habe sich der Club dazu entschieden, hieß es in der Mitteilung. Der Schritt erfolge nach Gesprächen mit Gazprom Germania. "Stattdessen wird Schalke 04 auf der Brust der Königsblauen stehen", so der Verein weiter.
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(rt de/dpa)