Einer Meldung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge haben die gesetzlichen Krankenversicherungen im vergangenen Jahr das höchste Defizit ihrer Geschichte erwirtschaftet. Das Minus belief sich auf fast 5,7 Milliarden Euro, wie die Zeitung unter Berufung auf Angaben von Krankenkassenverbänden berichtet.
1992, also vor annähernd 30 Jahren, war das bislang höchste Defizit von 4,8 Milliarden Euro zu verzeichnen gewesen. Damals gingen die Verluste auf die Übertragung des westdeutschen Krankenkassensystems auf die neuen Bundesländer nach der Wiedervereinigung Deutschlands zurück.
Corona spielte untergeordnete Rolle
Das Minus des Jahres 2021 sei doppelt so hoch ausgefallen wie im Vorjahr, so die Berichte. Allerdings habe die Corona-Krise nur eine geringe Rolle für die Zuspitzung der finanziellen Lage der Kassen gespielt. Im Gegenteil hätte Corona auch kostendämpfende Wirkungen gehabt, weil weniger Patienten zu Ärzten und Zahnärzten gegangen seien und seltener Rehabilitations- und Vorsorgemaßnahmen in Anspruch genommen hätten.
In der Rangfolge der Defizite stehe der AOK-Bundesverband mit 4,1 Milliarden Euro an der Spitze, gefolgt vom Ersatzkassenverband mit 576 Millionen Euro. Dahinter rangieren die Betriebs- und die Innungskrankenkassen (500 und 409 Millionen Euro), gefolgt von der Knappschaft mit 104 Millionen Euro.
Ursachen des Defizits
Gründe für den Anstieg des Defizits sehen die Kassen in der Ausweitung ihrer Leistungen, auch durch teure Medikamente, die mit mehr als einer Million Euro jährlich für eine Therapie zu Buche schlagen würden. Im Bereich der Zahnmedizin hätten die gesetzliche Erhöhung der Festzuschüsse und neue Richtlinien für die Parodontose-Behandlung zu Kostensteigerungen geführt. Aufgrund einer Gesetzesänderung seien die Kosten für Heilmittel um beinahe 12 Prozent gestiegen. Zudem hatte der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dafür gesorgt, dass die Kassen ihre Rücklagen zurückfahren mussten, um Beitragserhöhungen zu vermeiden.
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