Vor wenigen Tagen weilte der französische Präsident Emmanuel Macron bei seinem Amtskollegen Wladimir Putin in Moskau. Auch wenn beide brisante außenpolitische Themen zu besprechen hatten, sorgte in den sozialen Medien doch vor allem eines für Aufsehen: Der opulente und überdimensional anmutende Tisch an dem Macron Platz nahm, während der russische Präsident insgesamt ganze sechs Meter entfernt am anderen Tischende saß.
Die Spekulationen über die Hintergründe der kurios wirkenden Szenerie schossen anschließend ins Kraut. Handelte es sich um eine versteckte Botschaft Putins angesichts der geopolitischen Spannungen rund um die Ukraine? Dann die Auflösung: Das französische Staatsoberhaupt verweigerte sich schlicht dem russischen Corona-Test-Protokoll.
Inwiefern Macron einschlägigen mutmaßlichen Verschwörungstheorien in Sachen COVID-19 anhängt, ist bis dato unbekannt. Wie jedoch unter anderem Reuters mit Verweis auf französische Quellen berichtete, sei es für den Élysée-Palast nicht akzeptabel gewesen, dass der Kreml die DNA Macrons in die Finger bekommen könnte. Aus der Weigerung Macrons sich testen zu lassen, ergab sich dann die Notwendigkeit einer gewissen physischen Distanz zwischen den beiden Staatenlenkern.
Nach seinem Kurzbesuch in Kiew eilte nun auch Bundeskanzler Olaf Scholz in heikler diplomatischer Mission nach Moskau – und lehnte es ebenfalls ab, sich von der russischen Seite auf COVID-19 testen zu lassen. Stattdessen bestand der Bundeskanzler nach seiner Landung in Moskau darauf, den für den Zutritt zum Kreml obligatorischen PCR-Test von einer Ärztin der Deutschen Botschaft vornehmen zu lassen.
Wie es aus dem Umfeld des SPD-Politikers hieß, seien die russischen Gesundheitsbehörden wiederum dazu eingeladen worden, dem Test-Prozedere beizuwohnen. Ein entsprechendes Testgerät wurde demzufolge eigens aus Deutschland mitgeführt. Bereits vor der Abreise sah das russische Corona-Protokoll für Scholz und seine aus insgesamt mehr als 50 Personen bestehende Delegation und die mitreisenden Journalisten vor, drei negative PCR-Tests vorzulegen.
Wie die Bild erfahren haben will, habe die Weigerung von Bundeskanzler Scholz sich einem russischen PCR-Test zu unterziehen, jedoch nichts mit der Angst davor zu tun, dass Moskau der wertvollen Kanzler-DNA habhaft werden könnte. Scholz habe vielmehr ein Zeichen setzen wollen, ein Zeichen der "Selbstbehauptung".
Ohnehin ergebe die Angst vor dem DNA-Klau keinen Sinn, so die BILD, schließlich reiche schon "ein Schluck aus einem Kreml-Glas oder das Benutzen von Besteck für das Abfangen der Auslandsregierungs-DNA".
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