Bundesbankpräsident rechnet weiter mit hoher Inflation und fordert EZB zum Handeln auf

Joachim Nagel geht davon aus, dass die Inflation in Deutschland in diesem Jahr mit über vier Prozent auf hohem Niveau bleiben wird. Daher solle EZB-Chefin Christine Lagarde im März die Zinswende einleiten. Andernfalls könnten die "ökonomischen Kosten" noch deutlich höher als bislang ausfallen.

Bundesbankpräsident Joachim Nagel fordert die EZB dazu auf, die hohe Inflation rasch einzudämmen, berichtet das Handelsblatt. Konkret fordert er eine Zinswende im Frühjahr. In der Wochenzeitung DIE ZEIT sagte er:

"Wenn sich das Bild bis März nicht ändern sollte, werde ich mich dafür aussprechen, die Geldpolitik zu normalisieren."

Der 55-Jährige warnt vor den Kosten der lockeren Geldpolitik in Frankfurt am Main:

"Nach meiner Einschätzung sind die ökonomischen Kosten deutlich höher, wenn wir zu spät handeln, als wenn wir frühzeitig handeln. [...] Wenn wir zu lange warten und dann massiver handeln müssen, können die Marktschwankungen stärker ausfallen."

Der erst seit wenigen Wochen amtierende Bundesbanker und seine Analysten rechnen für 2022 mit "deutlich über vier Prozent" Inflation, so Nagel weiter. Mit Blick auf EZB-Chefin Christine Lagarde forderte er Zinserhöhungen noch in diesem Jahr. Dafür müssten zunächst die Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen beendet werden:

"Der erste Schritt ist, die Nettoankäufe von Anleihen im Lauf des Jahres 2022 zu beenden. Dann könnten die Zinsen noch in diesem Jahr steigen."

Die Französin Lagarde hatte nach der EZB-Ratssitzung am vergangenen Donnerstag ihre frühere Aussage nicht mehr wiederholt, wonach eine Zinswende im Jahr 2022 auszuschließen sei. Daraus könne man schließen, dass die Notenbank ihre Geldpolitik ähnlich wie die FED in den USA ändern und die Geldflutung des Marktes langsam zurückfahren könnte. 

Die US-Investmentbanker von Goldman Sachs rechnen damit, dass die EZB im März das Ende ihrer Ankäufe von Unternehmens- und Staatsanleihen ab Juni mitteilen wird. Die Experten gehen von weiteren Zinserhöhungen im September und Dezember von jeweils 0,25 Prozentpunkten aus. 

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