Die Inflationsrate in Deutschland ist zu Jahresbeginn 2022 zwar minimal zurückgegangen, bleibt aber auf sehr hohem Niveau. Die Verbraucherpreise stiegen im Januar um 4,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag vorläufig mitteilte. Einige Ökonomen hatten allerdings einen niedrigeren Wert von 4,3 Prozent erwartet, wie das Handelsblatt berichtete. Zum Vergleich: Im Dezember lag der Preisanstieg bei offiziell 5,3 Prozent.
Vor allem Energie- und Produktionskosten sowie Lieferengpässe in Asien werden dafür verantwortlich gemacht. Doch besonders die stetige Erhöhung der Geldmenge seitens der EZB und der FED in den letzten Jahre schlägt hier zu Buche. In der Konsequenz hatte die US-Notenbank als Reaktion auf die hohe Inflation in den USA eine deutlich schnellere Straffung der Geldpolitik angekündigt. Der FDP-Politiker und Betriebswirt Frank Schäffler twitterte dazu am Montag:
"Was viele verkennen, ist, dass die Ursache der Inflation nicht die steigenden Energiepreise sind, sondern sie sind die Wirkung. Ursache ist die expansive Geldpolitik der EZB."
Die Europäische Zentralbank sieht dagegen keinen Grund, etwas zu ändern. Sie geht davon aus, dass die Inflation in der EU im Laufe des Jahres wieder deutlich abnimmt, und will daher an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten. Das wiederum freut die Aktionäre, belastet aber Konsumenten und Sparer.
Der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, sieht die Zahlen als weiteres Warnsignal an die EZB. Er meint:
"Die Serie an negativen Inflationsüberraschungen reißt nicht ab. [...] Je länger sich diese hohen Inflationsraten festsetzen, desto stärker werden sich Wirtschaft und Finanzmärkte an ihnen orientieren und die Inflation dauerhaft machen."
Die hohen Preisanstiege werden den Diskurs über die Geldpolitik vor der Ratssitzung der EZB am kommenden Donnerstag weiter befeuern. Die Notenbanker in Frankfurt am Main streben eine Inflationsrate von mittelfristig zwei Prozent für den Euro-Raum an. Inwieweit das realistisch für 2022 ist, bleibt abzuwarten.
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