Auf der Ministerpräsidentenkonferenz am Montag hagelte es Kritik an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Nach Informationen des Spiegel war es der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), der erklärte, er fühle sich von Lauterbach "persönlich hintergangen". Stein des Anstoßes war die äußerst kurzfristig angekündigte und offenbar nicht vorab abgesprochene Verkürzung des Genesenenstatus für Corona-Erkrankte von sechs Monaten auf 90 Tage – am selben Tag, an dem die Schweiz den Status auf zwölf Monate heraufsetzte. Bouffier entrüstete sich nach Teilnehmerangaben:
"So etwas habe ich in 30 Jahren nicht erlebt."
Im Anschluss übte unter anderem Nordrhein-Westfalens neuer Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) öffentliche Kritik. Lauterbachs Alleingang dürfe sich nicht wiederholen, da sei man sich "parteiübergreifend" einig. Danach verständigte sich die Runde darüber, dass Lauterbach künftig Änderungen zum Geimpften- und Genesenenstatus "rechtzeitig" ankündigen und auch "begründen" werde. Die Landeschefs gingen "davon aus, dass der Bund die entsprechenden Vorkehrungen trifft". Der letzte Satz kam im Vergleich zur Beschlussvorlage am Montag neu hinzu.
Lauterbach selbst räumte in der Runde laut Spiegel Versäumnisse ein: "Das ist nicht gut gelaufen", sagte er dem Bericht zufolge. Zugleich verteidigte sich der Gesundheitsminister: Er habe niemanden täuschen wollen, den Ärger hätte er sich gern gespart. Nur Kanzler Olaf Scholz (SPD) setzte sich für den Gesundheitsminister ein. Lauterbach sei "ein ganz großartiger Minister". Auch das lasse sich "parteiübergreifend festhalten".
Kritik zur angekündigten Priorisierung der PCR-Tests und damit indirekt auch an Lauterbach kam auch aus München. So sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Montagabend in den Tagesthemen der ARD: Die Bundesregierung habe fortan "keine Ahnung", "wie hoch die Infektionszahl wirklich" sei.
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