Für nicht wenige Beobachter gelten die gesundheitlichen, aber auch die sogenannten gesellschaftlichen Kollateralschäden der Corona-Krise als ein vollkommen unterschätztes und zu wenig thematisiertes Problemfeld. Teil des Problems ist aus dieser Perspektive demzufolge auch die angenommene Spaltung der Gesellschaft.
Am 3. Dezember 2021 war für die ZDF-Kabarettistin Sarah Bosetti, die sich nach Informationen ihres Arbeitgebers stets am "Puls der Zeit" bewegt, die Zeit gekommen, selbst zu diesem Thema Stellung zu beziehen. Zunächst tat sie ihre entsprechende Meinung im ZDF-Format "Bosetti will reden" kund. Anschließend legt sie nach und fragt rhetorisch in die Twitter-Runde: "Wäre die Spaltung der Gesellschaft wirklich etwas so Schlimmes? Sie würde ja nicht in der Mitte auseinanderbrechen, sondern ziemlich weit rechts unten. Und so ein Blinddarm ist ja nicht im strengeren Sinne essentiell für das Überleben des Gesamtkomplexes."
Mit ihren Einlassungen erntete die sich auch als " Kolumnistin, Buchautorin oder Poetry-Slammerin" verdingende Bosetti – neben bis heute knapp 12.000 Likes – allerdings auch massive Kritik. Nicht wenige Stimmen verwiesen im Folgenden auf Worte des berüchtigten SS-Arztes Fritz Klein. Natürlich wolle er Leben erhalten, so dieser Mediziner, der als Truppenarzt auch im KZ Auschwitz-Birkenau tätig war. Jedoch meinte er:
"Aus Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben würde ich einen eiternden Blinddarm aus einem kranken Körper entfernen. Der Jude ist der eiternde Blinddarm im Körper der Menschheit."
Doch der Sturm der Entrüstung legte sich rasch. Das ZDF sah sich nach den fragwürdigen Äußerungen ihres Schützlings zu keinerlei Stellungnahme veranlasst. Allerdings mag der CDU-Politiker Arnold Vaatz diesen Fall nicht einfach auf sich beruhen lassen. Wie die Berliner Zeitung am Sonntag schrieb, fordert der Rechtsanwalt nicht nur eine Stellungnahme des Rundfunkrates, sondern:
"Zudem hält Vaatz 'den Rücktritt von Intendant [Thomas] Bellut, Programmdirektor [Norbert] Himmler und Chefredakteur [Peter] Frey' für geboten."
Die Zeitung aus der Hauptstadt zitiert in ihrer Online-Ausgabe aus dem Brief des ehemaligen DDR- Bürgerrechtlers, indem dieser zunächst Bosetti zitiert. Vaatz fährt dann fort:
"Das ZDF äußert damit erstmalig konkrete Vernichtungsphantasien gegen Menschen aufgrund ihrer politischen Einstellung. Es greift damit in Bezug auf nicht COVID19-geimpfte oder nicht politisch links zu verortende Personen offen eine Argumentationskette der Nazis auf."
Der Mathematiker, Theologe und Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse Vaatz begründet im Folgenden – unter Verweis auch auf die bereits erwähnten Äußerungen des SS-Mediziners Fritz Klein, der aufgrund seiner Verbrechen 1945 hingerichtet wurde – seine Forderung ausführlich so: "Als doppelt geimpfter, danach erkrankter und genesener sowie persönlich die Impfung bei Erwachsenen immer noch befürwortender, aber Recht und Gesetz, insbesondere den Grundrechten verpflichteter, seit 30 Jahren einer demokratischen Partei mit christlichen, liberalen und konservativen Wurzeln zugehöriger Bürger stelle ich fest: Die Verweigerung einer Impfung kann sich auf den Rat zahlreicher Fachärzte berufen, die von den öffentlich-rechtlichen Sendern zwar ausgegrenzt und mundtot gemacht werden, aber gleichwohl über gültige Approbationen verfügen und in Zeiten noch freier Arztwahl als vollwertige medizinische Mentoren in Anspruch genommen werden dürfen."
Im Zuge dieser Äußerungen verweist Vaatz auch auf die Webseite der sogenannten "Ärztinnen und Ärzte für individuelle Impfentscheidungen".
Bei der kritisierten Sendung des ZDF, fährt Vaatz fort, handele es sich um einen eklatanten "Verstoß gegen §5 (2) des ZDF-Staatsvertrages, in dem es heißt: "Das ZDF hat in seinen Angeboten die Würde des Menschen zu achten und zu schützen. Es soll dazu beitragen, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit, vor Glauben und Meinung anderer zu stärken. Die sittlichen und religiösen Überzeugungen der Bevölkerung sind zu achten."
Aus diesem Grund erhebe er "Programmbeschwerde nach §15 ZDF-Staatsvertrag wegen Verstoßes gegen Grundsätze der Programmgestaltung nach §5 ZDF-Staatsvertrag". Auf der Basis von "dessen Schwere und dessen Geeignetheit zur Störung des inneren Friedens" fordert Vaatz:
- Eine Stellungnahme des Rundfunkrates zu dieser unfassbaren Entgleisung,
- Die Benennungen der Verantwortlichen in der Redaktion für die Ausstrahlung des Beitrages,
- Die Beurlaubung derselben,
- Den Rücktritt von Intendant [Thomas] Bellut, Programmdirektor [Norbert] Himmler und Chefredakteur [Peter] Frey.
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