Migrantentransport mit Booten aus Deutschland: Polizei geht gegen Schleuserbanden vor

Von Frankreich aus versuchen Migranten aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, dem Irak und Iran, sich über den Ärmelkanal nach Großbritannien abzusetzen. Schleuser benutzen oft Boote und Motoren, die sie in Deutschland beschaffen. Die Polizei geht nun dagegen vor.

Gemeinsam mit Kollegen aus Großbritannien und Frankreich gehen deutsche Polizisten gegen Schleuser vor, die in Deutschland Schlauchboote und Außenbordmotoren für den Transport von Migranten beschaffen. In einer Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage der Linken-Abgeordneten Clara Bünger, die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt, heißt es: Bei einem Anfang des Jahres angelaufenen britisch-deutschen Projekt gehe es darum, Erkenntnisse über Lieferketten und Vertriebswege von Schlauchbooten zu gewinnen, welche insbesondere für Schleusungen von Frankreich nach Großbritannien verwendet würden. Das Projekt stehe in engem Zusammenhang mit einer unter der französischen Leitung stehenden Aktion mit dem Namen "Small Boats" (auf Deutsch: "Kleine Boote").

Nach Einschätzung der französischen Polizei werden bis zu 90 Prozent der Boote und Motoren für diesen Zweck in Deutschland gekauft und von dort zunächst nach Belgien gebracht. Denn im Norden Frankreichs muss man inzwischen beim Kauf bestimmter Boote und Bootsmotoren einen Ausweis vorgelegen und eine Telefonnummer angegeben.

Die Schleuser, die die gefährlichen Überfahrten nach Großbritannien organisieren, stammen nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden oft aus den gleichen Staaten, aus denen die Migranten kommen. Einige von ihnen leben in Deutschland.

Bünger hält jedoch den Ansatz der Behörden, den Vertrieb von Schlauchbooten zu erschweren, um auf diese Weise Überfahrten von Frankreich nach Großbritannien über den Ärmelkanal zu verhindern, für falsch. Richtig wäre es aus ihrer Sicht, für die Schaffung sicherer und legaler Fluchtwege einzutreten – sowohl in die EU als auch nach Großbritannien. Kriminalisierung führe nicht dazu, dass keine Migration mehr stattfinde:

"Sie macht die Flucht aber gefährlicher und teuer und zwingt Flüchtende in die Abhängigkeit von Schleusern".

Am 24. November 2021 waren bei einem Bootsunglück im Ärmelkanal nach Angaben der französischen Behörden 27 der 29 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Es war die bislang größte Katastrophe auf dieser Migrationsroute seit dem Jahr 2014, als die Internationale Organisation für Migration (IOM) begonnen hatte, dazu Daten zu sammeln.

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(dpa)