Comeback des ehemaligen Chefredakteurs der Bild. Nach seiner Entlassung im Oktober letzten Jahres hatte Julian Reichelt seinen ersten öffentlichen Auftritt beim österreichischen Privatsender ServusTV. Er war dort Teil der Diskussionsrunde "Links. Rechts. Mitte – Das Duell der Meinungsmacher". Thematisch ging es um die Einführung der Impfpflicht in Österreich und die Ausbreitung der Omikron-Variante. Lange Zeit hatte es Gerüchte gegeben, dass Reichelt einen Neustart bei ServusTV, dem von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz gesponserten Sender, anstrebt. Das wies er jedoch zurück: "Das ist eine komplett frei erfundene Behauptung. Ich habe nie mit irgendwem bei Ihrem wundervollen Sender über ein solches Engagement gesprochen."
Reichelt wolle vielmehr eine "Marktlücke schließen" und eine eigene Plattform gründen, wobei es ihm ein Anliegen sei, nicht den Regierenden nach dem Mund zu sprechen, sondern faktenbasiert zu recherchieren und dabei das zu sagen, "was ist". Konkreter wurde Reichelt bei seinen Ausführungen nicht, er ließ lediglich durchblicken, dass er sich im Austausch mit "spannenden Menschen" befinde.
In der Sendung ging es auch um seinen erzwungenen Abschied bei der Bild. Reichelt wurde damals aufgrund von Compliance-Verstößen im Springer-Haus entlassen. Konkret lautete der Vorwurf, dass er "Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit" gesagt haben soll. Reichelt vermutete damals schon, dass es sich hierbei um einen vorgeschobenen Grund handelt und verlautbarte auf Twitter:
"Ich weiß, wie viele Politiker es herbeigesehnt und befeuert haben, dass man mir die Möglichkeit nimmt, Bild als klarste Kante und unüberhörbare Stimme des freiheitlichen Denkens zu verteidigen. Aber das wird mich nicht davon abhalten, klar zu benennen, was in unserem Land passiert."
Angesprochen auf die Vorwürfe, die zu seinem Rauswurf geführt hatten, sagte Reichelt, dass diese "perfider Quatsch" seien und dass er dazu bereits alles gesagt habe. Es habe sich mittlerweile ein politisches Klima entwickelt, "in dem man dankbar dafür ist, wenn die kritischen Stimmen verstummen", wofür Reichelt in erster Linie den linken Zeitgeist verantwortlich machte, der die freie Meinungsäußerung unterdrücke. So führte er aus:
"Ich nehme allerdings wahr, dass es ein zunehmend beliebtes Instrument besonders linker Argumentation und teilweise auch Agitation ist, so was wie die Unschuldsvermutung einfach außer Kraft zu setzen und Vorwürfe in einer abstrakten Weise zu verbreiten, sodass man sich dagegen nicht mehr wehren kann."
Reichelt sagte, er "finde es in Zeiten, in denen wir leben, mit Cancel-Culture und Woke-Wahnsinn nicht mal besonders verwunderlich", wie mit ihm umgegangen worden sei: "Es hat sich in dem ganzen Verfahren nie jemand als Opfer bezeichnet. Das ist schon mal bedenkenswert." Gegen Reichelt hatte auch eine innerbetriebliche Untersuchung stattgefunden, die die Anschuldigungen gegen ihn untermauern sollten. Diese habe aber zu keinerlei Ergebnis geführt, wie er betont: "Wissen Sie, was dabei herausgekommen ist? Dass an diesen Vorwürfen nicht ansatzweise was dran ist, dass ich danach nicht hätte zurückkehren dürfen in meinen Job."
Auch zur aktuellen Lage äußerte sich Reichelt in der Sendung. Omikron sei für ihn vergleichbar mit einer Grippe, die in den meisten Fällen harmlos verlaufe und die derzeitigen staatlichen Einschränkungen nicht rechtfertige. Die Maßnahmen seien, egal ob in Deutschland oder Österreich, übergriffig, wobei die Grenze zum Totalitarismus schwimmend sei. Eine mögliche Impfpflicht sei global abgelehnt und in der Vergangenheit als eine "rechtsradikale Verschwörungstheorie" bezeichnet worden. Der Staat habe seien Bürger "belogen" und "die Grenze überschritten".
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