Nach Recherchen des Ärztenachrichtendienstes (änd) wechselt Christian Klose, der ehemalige Unterabteilungsleiter des Bundesgesundheitsministeriums unter Jens Spahn, als zukünftiger "Client Partner" zu IBM-Deutschland. Dies berichtet heise.de. Klose war in einer Unterabteilung des Ministeriums im Bereich Digitalisierung und Innovation in der sogenannten Abteilung 5 für den Bereich "Gematik, Telematikinfrastruktur und E-Health" verantwortlich tätig.
Im Dezember hieß es auf der Webseite von apotheke-adhoc, Klose wechsele zu Jahresbeginn zu einer "Unternehmensberatung", ohne weitere Details zu nennen, welches Unternehmen er zukünftig hinsichtlich "Klienten-Beratung" unterstützen wird. Der heise-Artikel informiert zudem darüber, dass Klose im Rahmen seiner Tätigkeit für das Gesundheitsministerium dem Team e-Rezept angehörte.
Das E-Rezept (das digitale Rezept mit QR-Code) war ein Projekt der Bundesregierung unter Angela Merkel, welches im Jahre 2020 umgesetzt und verpflichtend eingeführt wurde. Kloses damaliger unmittelbarer Chef hieß Dr. Gottfried Ludewig, im BMG Leiter der Abteilung Digitalisierung und Innovation. Ludewig übte Medienangaben zufolge unter anderem massiven Druck auf die Kassenärztliche Vereinigung aus, um die Einführung des E-Rezepts aktiv zu unterstützen. Im Jahr 2019 gab Ludewig dem Telekom-Magazin E-Health-Com ein Interview zum Thema "Wohin steuert die Deutsche E-Health Politik?". Nun verdichten sich Gerüchte, dass Kloses ehemaliger Vorgesetzter seit Anfang dieses Jahres ebenfalls einen neuen Arbeitgeber hat – und zwar die Telekom-Tochter Healthcare Solutions mit Sitz in Bonn.
Das sogenannte Geschmäckle bei Kloses Wechsel zum IT-Unternehmen IBM liegt darin, dass der Konzern Ende März 2021 die öffentliche Ausschreibung des Bundesgesundheitsministeriums über die finale Entwicklung der App CovPass für den digitalen Impfnachweis gewonnen hatte. Die Startphase dieser für entsprechende Endgeräte inzwischen zwingend erforderlichen App erfolgte im Mai vergangenen Jahres.
Die Entscheidung seitens der alten Bundesregierung, das Unternehmen IBM für die weiterhin kontrovers diskutierte digitale Kontrolle der Impfdaten von Millionen von Bürgern zu verpflichten, stieß im Vorjahr auf erhebliche Kritik. Im Dritten Reich und während des Holocaust war der Konzern über enge Geschäftsbeziehungen zwischen dem amerikanischen Computerhersteller und der NSDAP vor und während des Zweiten Weltkrieges maßgeblich an der Datenverarbeitung beteiligt. Die deutsche Firma DEHOMAG (Deutsche Hollerith-Maschinen Gesellschaft, eine 90-prozentige Tochter von IBM) war in der Personenverwaltung des Deutschen Reichs zuständig für die Verwendung sogenannter Hollerith-Lochkarten. Thomas J. Watson, damaliger Vorstandsvorsitzender von IBM, wurde im Jahr 1937 von Adolf Hitler persönlich mit dem "Verdienstorden vom Deutschen Adler" ausgezeichnet.
Im Jahr 2019 berichtete das ZDF darüber, dass das Unternehmen IBM damaliger " Top-Berater der Regierung" gewesen sei. Aus der ZDF-Recherche geht hervor:
"Der Technologieriese IBM war im ersten Halbjahr die Nummer eins unter den Beraterfirmen der Bundesregierung. Die Verträge mit der deutschen Tochter des US-Konzerns über Beratungs- und Unterstützungsleistungen lagen von Januar bis Juni bei 115,2 Millionen Euro."
Zudem ist IBM aktuell laut dem heise-Artikel einer der Betreiber einer elektronischen Patientenakte und hat für einige Krankenkassen die entsprechenden Apps als Frontend, der benötigten grafischen Benutzeroberfläche einer Webseite, entwickelt.
In einer Biografie auf der Webseite des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken ist über Christian Klose zu lesen:
"Herr Klose versteht sich als Netzwerker, Lotse und Treiber der Digitalisierung. Er verfolgt die Philosophie, dass die digitale Transformation des Gesundheitswesens nur gelingt, wenn neben den digitalen Entwicklungen der Faktor Mensch fokussiert wird – intern sowie extern."
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