Für das vergangene Jahr meldet das Statistische Bundesamt erstmals über eine Million Sterbefälle in Deutschland. Dadurch wurde zum ersten Mal seit Bestehen der Bundesrepublik die kritische Schwelle von einer Million gemeldeter Todesfälle überschritten. Es handelt sich noch um einen vorläufigen Bericht des Statistischen Bundesamts, weshalb die Zahlen noch keine endgültige Aussagekraft besitzen.
Bereits für November und Dezember 2021 wurde eine Rekord-Übersterblichkeit von 20 respektive 22 Prozent gemeldet. Damit sind im vergangenen Jahr in Deutschland 30.327 mehr Menschen verstorben als noch im ersten Corona-Jahr 2020. Das Statistische Bundesamt erwartete ursprünglich einen Anstieg um zwei bis vier Prozent. Tatsächlich ist die Übersterblichkeit jedoch auf acht Prozent angestiegen.
Die Gründe hierfür seien unterschiedlicher Natur, wie das Statistische Bundesamt ausführt. Die Alterung der Bevölkerung erkläre dieses Phänomen nur zum Teil. Der Effekt der steigenden Lebenserwartung schwäche den Alterungseffekt ab. Auch die gemeldeten Todesfälle, die im Zusammenhang mit einem positiven PCR-Ergebnis stehen und daher als Corona-Todesfälle in die Statistik fließen, seien nicht ausschlaggebend für den Anstieg. Die hohe Übersterblichkeit sei vielmehr auf unerkannte COVID-19-Todesfälle und auf die sogenannte "mortality displacement" zurückzuführen, also die zeitliche Verschiebung von Sterbefällen innerhalb eines Jahres. Auch die Folge verschobener Operationen könnte eine Rolle spielen.
In vielen anderen europäischen Staaten wurde vom EuroMOMO-Netzwerk ebenfalls eine erhöhte Sterblichkeit gemeldet. In Deutschlands Nachbarstaaten Dänemark, Belgien, Frankreich, Schweiz und Österreich wurde eine moderate bis hohe Übersterblichkeit ("moderate excess" bis "high excess") gemeldet. In den Niederlanden wurde die Übersterblichkeit für die ersten zwei Dezemberwochen gar als sehr hoch ("very high excess") eingestuft.
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