Panne in bayerischem Impfzentrum: 1.800 abgelaufene BioNTech-Dosen verabreicht

In einem Impfzentrum in Oberbayern sind Anfang des Jahres rund 1.800 Bürgern abgelaufene Dosen des BioNTech-Impfstoffs Comirnaty injiziert worden. Zu dem Fehler sei es durch eine fehlerhafte Etikettierung gekommen. Dieses Ereignis war zum Jahreswechsel kein Einzelfall.

Laut der tz-München wurden zu Beginn dieses Jahres, im Zeitraum 4. bis 6. Januar, rund 1.800 Impfstoffdosen des Herstellers BioNTech an Bürger verimpft, die drei potenzielle Anlaufstellen der Gemeinde Ebersberg aufgesucht hatten: das Impfzentrum Ebersberg, die Außenstelle Poing oder eines der regionalen mobilen Einsatzteams.

Laut Informationen des Betreibers Tresec, handelt es sich um Impfstoffeinheiten, bei denen das Verfallsdatum um vier bis sechs Tage überschritten und zum 31. Dezember 2021 bereits abgelaufen war. Die Existenz von abgelaufenen Impfstoffdosen im Bestand des Impfzentrums wurde bei einer routinemäßigen internen Qualitätskontrolle festgestellt und umgehend an das Landratsamt Ebersberg gemeldet. Laut Angaben der dpa sprachen Verantwortliche von "menschlichem Versagen" und entließen zwei Beschäftigte. Sie hätten demnach eine Dienstanweisung nicht korrekt ausgeführt, mit der das Verfallsdatum nach Entnahme aus der Tiefkühllagerung errechnet werde, so die dpa

Die betroffenen Bürger würden individuell angeschrieben und informiert, heißt es laut Angaben der tz-München. Zudem wurde eine Hotline unter der Nummer 08092-2639912 eingerichtet. Gesundheitliche Schäden oder nachträgliche Auswirkungen schließt der Anbieter Tresec laut der Deutschen Presse-Agentur aus. Auch eine reduzierte Wirksamkeit des Impfstoffs, bei ansonsten ordnungsgemäßer Lagerung und Handhabung, sei nicht zu erwarten, und in ähnlichen Fällen andernorts nicht aufgetreten.

Dieser letzte Hinweis bezieht sich auf ein ähnliches Ereignis in der Stadt Köln, welches sich zum Jahreswechsel 2021/22 ereignete. In der nordrhein-westfälischen Domstadt wurden Bürgern laut Medien-Angaben bis zu 2.000 Dosen eines abgelaufenen Corona-Impfstoffes verabreicht. Auch diese Panne sei bei einer routinemäßigen Überprüfung festgestellt worden, jedoch einzig und allein bei mobilen Impfangeboten, die in Köln im Auftrag der Stadt von verschiedenen Dienstleistern gemacht wurden. Das Thema einer "gesundheitlichen Gefährdung" schätzt der Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, Johannes Nießen, laut einem Artikel in der Zeit zu diesem Vorfall wie folgt ein:

"Wir schließen eine gesundheitsschädliche Wirkung durch den verabreichten Impfstoff aus. Was die Wirksamkeit angeht, lassen Erfahrungen aus vergleichbaren Fällen den Schluss zu, dass dennoch ein Impfschutz besteht."

In Köln handelte es sich um das Präparat des Herstellers Moderna.

Schon im Jahre 2021 wurden wegen eines falschen Etiketts in den Städten Sindelfingen, Reutlingen und Esslingen 840 abgelaufene Dosen des Corona-Impfstoffs von Moderna verabreicht. Laut Angaben der verantwortlichen Koordinatoren waren auf den Paketen fälschlicherweise längere Ablaufzeiten notiert. "Daher sei der Impfstoff teilweise noch gespritzt worden. Das Datum habe sich später als falsch herausgestellt", so damalige Erläuterungen. Ebenfalls im September 2021 wurden in der nordrhein-westfälischen Gemeinde Steinfurt abgelaufene BioNTech-Impfstoffdosen 74 Bürgern injiziert.

Betroffene aus der Gemeinde Ebersberg können, als persönliche Absicherung, nun im Impfzentrum kostenlos ihre Antikörper bestimmen und sich gegebenenfalls erneut impfen lassen. Für den 4. Januar 2022 findet sich eine Überschrift in der Süddeutschen Zeitung, die jüngst betroffene Bürger aufgrund der Ereignisse wahrscheinlich etwas differenzierter betrachten und empfinden: "Erste Bilanz: Das Impfzentrum hat unzählige Menschen sehr, sehr glücklich gemacht." Der Artikel bezieht sich auf das einjährige Jubiläum der Einrichtung eines Impfzentrums in der Gemeinde Ebersberg.

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