Ab dem 16. März 2022 gilt in Bayern eine generelle Impfpflicht für das Personal in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und bei Pflegediensten. Die Politik argumentiert, dass die sich damit ergebende Übergangsfrist genügend Zeit biete, sich jetzt noch impfen zu lassen. Das sehen anscheinend viele Angestellte in den entsprechenden Einrichtungen im bayerischen Bezirk Unterfranken anders. Sie erwägen den Wechsel des Arbeitgebers bzw. des Berufes und kündigen.
Laut Informationen auf infranken.de wendeten sich Pflegeeinrichtungen der Arbeitgeber Diakonie, AWO und Caritas aus Unterfranken nun mit einem "Brandbrief" an den Bayerischen Landtag. Die Überschrift des Briefes lautete: "Pandemie, Impfpflicht, Überbelastung". Der Inhalt ist brisant, da die Wohlfahrtsverbände auf ihre jetzt schon existierende personelle Notsituation hinweisen, ausgehend von den jüngsten politischen Verordnungen. Als hauptsächlicher Grund der Entwicklungen wird in dem Brief wörtlich genannt (Rechtschreibung wie im Original):
"Weil impfunwillige Mitarbeiter*innen den Pflege-Beruf aufgeben und sich eine Arbeit dort suchen, wo keine Impfpflicht besteht."
Die Verfasser betonten jedoch: "Die von uns nachdrücklich geforderte allgemeine Impfpflicht würde diese Entwicklung unterbinden." In dem Schreiben wird laut infranken.de gewarnt, dass schon in wenigen Tagen "die Einrichtungen nicht mehr dazu imstande (sind), pflegebedürftige Menschen wie bisher verantwortungsvoll und professionell versorgen zu können." Der Sprecher der Diakonie Unterfranken, Jochen Keßler-Rosa, stellt die akute Situation wie folgt dar:
"Die ersten Kündigungen liegen mir bereits vor, was bedeutet, dass es schon an Weihnachten zu Lücken im Dienstplan kommt."
Welche Auswirkungen das Ausscheiden der Mitarbeiter für das übrige Personal habe und welche zusätzlichen Konsequenzen drohten, sei daher aktuell nicht überschaubar.
Als Konsequenz dieser dramatischen und besorgniserregenden Entwicklung, wollen daher die Verbände der Diakonie, Caritas und AWO noch in dieser Woche eine Überlastungsanzeige gegen die Pflegekassen erstatten, "um sich selbst in der derzeitigen Situation nicht strafbar zu machen."
Der Diakonie-Regionalbeauftragte Keßler-Rosa teilte infranken.de mit, dass durch eine eindeutige "Impfwerbung und konkrete Impfangebote in einigen Einrichtungen" eine "relativ hohe" Impfquote erreicht werden konnte. In anderen Häusern läge sie "dagegen nur bei 70 Prozent."
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