Unmittelbar vor der neuen Bund-Länder-Runde zur Corona-Krise am Nachmittag hat sich das Robert Koch-Institut (RKI) für sofortige Maßnahmen ausgesprochen. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte das RKI eine Mitteilung, in der "zur Bewältigung der aktuell in Deutschland beginnenden pandemischen Welle mit der SARS-CoV-2-Variante Omikron" unter anderem "maximale Kontaktbeschränkungen" gefordert werden.
Die Maßnahmen sollten demnach "sofort" beginnen und bis "zunächst Mitte Januar" gelten.
Das RKI hat auch eine Änderung der Risikobewertung aufgrund der Omikron-Variante vorgenommen. So heißt es nun seitens der Behörde:
"Das Robert Koch-Institut schätzt die Gefährdung durch COVID-19 für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland insgesamt als sehr hoch ein. Ursächlich hierfür ist das Auftreten und die rasante Verbreitung der Omikron-Variante, die sich nach derzeitigem Kenntnisstand (aus anderen Ländern) deutlich schneller und effektiver verbreitet als die bisherigen Virusvarianten."
Dadurch könne es laut RKI zu einer "schlagartigen Erhöhung der Infektionsfälle und einer schnellen Überlastung des Gesundheitssystems und ggf. weiterer Versorgungsbereiche kommen".
Die "Infektionsgefährdung" werde für die Gruppe der Ungeimpften als "sehr hoch", für die Gruppen der Genesen und Geimpften mit Grundimmunisierung – zwei Dosen – als "hoch" und für die Gruppe der Geimpften mit Auffrischungsimpfung – drei Dosen – als "moderat" eingeschätzt. Diese Einschätzung könne sich aber laut RKI "kurzfristig durch neue Erkenntnisse" ändern.
Ziel sei es, so die Behörde, "die Infektionszahlen aktuell deutlich zu senken, um die Dynamik der Ausbreitung der Omikron-Variante zu bremsen, schwere Erkrankungen und Todesfälle zu minimieren und das Gesundheitswesen zu entlasten." Zudem sollen auch Langzeitfolgen, "die auch nach milden Krankheitsverläufen auftreten können und deren langfristige Auswirkungen noch nicht absehbar sind", vermieden werden.
RKI empfiehlt Schließung von Restaurants und Verlängerung der Weihnachtsferien für Kitas und Schulen
Aber welche Maßnahmen hat Deutschlands oberste Seuchenbehörde konkret empfohlen? Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa seien dies die sofortige Schließung von Restaurants und die Verlängerung der Weihnachtsferien für Kitas und Schulen. Zudem heißt es in dem RKI-Strategiepapier, es werde angeraten, umgehend die Sportstätten im Innenbereich, Bars, Clubs und Diskotheken zu schließen.
Zudem sollten Großveranstaltungen verboten werden, heißt es in dem dpa-Bericht. Außer im eigenen Haushalt sollte dem Institut zufolge auch Gesang in Innenräumen untersagt werden. Gottesdienste, kulturelle Veranstaltungen und Kultureinrichtungen allgemein sollten nach den RKI-Empfehlungen nur noch nach dem Modell 2G plus besucht werden dürfen – also von Geimpften/Genesenen mit einem Test, der bei Menschen mit Auffrischungsimpfung entfallen soll.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich "höchst irritiert" über die aktuelle Mitteilung des RKI mit der Forderung nach sofortigen Maßnahmen.
Es sei "extrem unglücklich", wenn es quasi im Stundenrhythmus neue Botschaften gebe, sagte der CSU-Politiker am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München. Damit bezog er sich auf die Meldung, dass Bund und Länder neue Beschränkungen erst ab dem 28. Dezember planten. All dies mache einen etwas unkoordinierten Eindruck, sagte Söder. Er kritisierte: "Wenn sich das Ministerium und die wichtigste Behörde widersprechen, hinterlässt das mehr Fragezeichen als Ausrufezeichen."
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