Skepsis angebracht: Modellierung, ein mystisches Parameter der Corona-Krise

Der neu formierte Expertenrat der Bundesregierung wollte seine jüngsten Berechnungen, also Modellierungen, nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Ein britischer "Modellierer" gibt einen Einblick in seine Arbeit – und die überrascht.

Eine Analyse von Bernhard Loyen

Eines der großen Mysterien, das mit Sicherheit Journalisten und Historiker in den kommenden Jahrzehnten noch auf unterschiedlichsten Ebenen beschäftigen wird, ist das Phänomen der weltweit parallel verlaufenden Dynamiken und annähernd identischen Maßnahmen-Kataloge im Einsatz gegen ein Virus namens Corona.

Die Begrifflichkeit der "Modellierung" erfährt mit Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 als prä-analytische Szenarien-Darstellung eine neue mediale Bedeutung. Mit den Erfahrungen der zurückliegenden knapp zwei Jahre ergeben sich seitdem berechtigte Fragen. Welche Absichten und Erwartungen existieren seitens der Politik? Wie definiert sich die Motivation der modellierenden Sachverständigen? Für die anvisierte Zielgruppe, den Bürger, sind die veröffentlichten Ergebnisse schwer zu beurteilen. Hinterfragt werden sollten sie aber auf alle Fälle.

Im April 2020 fragte ein Artikel auf spektrum.de: "Simulationen, die Regierungen lenken. Ganze Staaten richten ihre Politik an Computermodellen aus, die den Verlauf der COVID-19-Pandemie vorhersagen. Doch wie verlässlich sind solche Simulationen eigentlich?" Eine nicht vollkommen unberechtigte Frage oder anders formuliert - wem soll die Modellierung schlussendlich nützen, dem Bürger oder der Politik? Vielleicht noch jemanden ganz Anderen? Der Artikel stellt fest: "Wie gut die Simulationen den Verlauf dieser Pandemie abbilden, sieht man wahrscheinlich erst in einigen Monaten oder Jahren. Um den Wert der COVID-19-Modelle einschätzen zu können, muss man wissen, wie sie erstellt werden und auf welchen Annahmen sie beruhen."

Ein Artikel aus dem Mai 2020 erläutert den Begriff Modellierung, der immer öfters als Rechtfertigung kommender, wie auch zurückliegender Vorgaben, Maßnahmen und beabsichtigter Strategien zur Eindämmung einer "Epidemischen Lage von nationaler Tragweite" über die Wissenschaft, Politik und Medien rechtfertigend und erläuternd wahrgenomen wurde und wird: "Seit Wochen sind verschiedenste Modelle im Umlauf, die die weitere Dynamik der Pandemie abbilden und vorhersagen sowie den Einfluss von verschiedenen Maßnahmen einschätzen können sollen. Das Robert Koch-Institut stellt beispielsweise ein Nowcasting-Modell zur Verfügung, das eine bessere Schätzung der aktuellen Daten anbietet und damit beispielsweise den Meldeverzug auszugleichen sucht. Ein weiteres Modell des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation bietet eine weitreichendere Vorhersage an und modelliert vor allem die Effekte verschiedener Maßnahmen auf den Verlauf der Pandemie. Ein Forscherteam vom Helmholtz-Institut für Infektionsforschung (HZI) bezieht in ihr Modell eine feinere Klassifikation des Krankheitsverlaufs ein und schlüsselt wichtige epidemiologische Parameter bis auf Länderebene auf."

Je nach individueller Wahrnehmung und entsprechendem Blickwinkel konnten irritierte, duldende, wie auch skeptische Bürger über die zurückliegenden knapp zwei Jahre, ab einem gewissen Zeitpunkt, nur noch schlicht für sich zur Kenntnis nehmen, dass die verkündeten Ergebnisse der jeweiligen Modellierungen fortan ihr Leben maßgeblich beeinflussen und biografisch dominieren.

Meist sehr oberflächlich, inhaltlich angerissen, wird den Menschen in diesem Land medial dargelegt, wie man sich eine Modellierung vorzustellen hat. Ausgehend eines Grundinteresses kann, wer sich die Mühe machen will, jeder Bürger zumindest weiterhin versuchen, aktuelle, wie auch zurückliegende Modellierungs-Modelle im Internet zu recherchieren. Sehr oft stellt sich dabei die Frage, wie kam es eigentlich zum finalen Ergebnis, ausgehend der in Auftrag gegebenen Ausgangsfrage. Der Auftraggeber, z. B. die Politik oder ein entsprechendes Ministerium, beauftragen, bzw. bestellen bei entsprechenden Institutionen und Experten die Berechnung eines Szenario X. Das Modell wird be- und errechnet, geliefert und gelangt so, über bekannte Ablaufmechanismen in den Wohnstuben und damit in dem Bewusstsein der Bürger. Wie schaut es dabei jedoch mit der Neutralität der Modellierer aus? Ist sie automatisch gegeben, also selbstverständlich? Der Mathematiker, der Wissenschaftler ein schlichter Auftragnehmer?

Der Journalist Fraser Nelson vom britischen Spectator erhielt im Rahmen einer längeren Twitter-Diskussion am 18. Dezember die seltene Chance, Einblick in die Arbeitsweisen und Gedankenwelt der "Modellierer" zu erhalten, da sich Graham Medley, ein Professor für Modellierung von Infektionskrankheiten, in die Online-Diskussion einschaltete. Medley ist keine kleine Nummer. Er arbeitet an der London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM) und ist dort Direktor des Center for the Mathematical Modeling of Infectious Diseases. Er ist zudem SAGE-Modellierer, das bedeutet, er berechnet Szenarien für die Scientific Advisory Group for Emergencies (SAGE). Dies ist eine britische Regierungsbehörde, die die Zentralregierung in Notfällen berät. In dieser Behörde ist Medley in einer Unterabteilung, namens Scientific Pandemic Influenza Group on Modelling, kurz SPI-M-O, tätig.

Die Twitter-Diskussion beschäftigte sich mit der jüngsten Modellierung aus dem Hause SAGE/SPI-M-O. In dieser wurde in Bezug auf die aktuelle, wie kommende Dynamik, der Umgang mit der Omikron-Variante in England errechnet. Demnach müssen die Briten theoretisch mit 200 bis 6.000 Toten pro Tag durch die Omikron-Variante rechnen. Dies sei laut Modellierungs-Ergebnis abhängig davon, wie viele weitere Be- und Einschränkungen der Bürger, wie zum Beispiel einer sich anbahnenden Lockdown-Verordnung, seitens der Politik eingefordert werden. Das Finanzunternehmen JP Morgan hat sich diese Studie genauer angesehen und ist dabei laut einem Artikel von Fraser Nelson auf etwas sehr Wichtiges gestoßen. Die LSHTM geht in ihrer Modellrechnung durchgehend davon aus, dass die Omikron-Variante ähnlich, also auch tödlich, verlaufen wird, wie die Delta-Vorgänger-Variante.

Doch aktuelle Artikel, wie auch Studien aus Südafrika deuten nun darauf hin, "dass die Omikron-Variante doch sich milder im Verlauf darstellen könnte", so die JP Morgan-Information laut Spectator in einer Mitteilung an ihre Kunden. Fraser schreibt: "Bereinigt man dies nun, so ändert sich das Bild dramatisch: "Die Bettenbelegung (in England) durch COVID-19-Patienten Ende Januar würde 33 % des Höchststandes im Januar 2021 betragen. Dies wäre ohne weitere Einschränkungen zu bewältigen. JP Morgan hatte also gezeigt, dass, wenn man eine Annahme (über den Schweregrad) ändert, plötzlich kein Grund mehr für einen Lockdown besteht."

Fraser fragt in seinem Artikel: "Warum wurde dieses Szenario ausgelassen? Warum haben SAGE-Modellierer wie Professor Medley den Ministern - und der allgemeinen Öffentlichkeit - diese ziemlich wichtige und ziemlich grundlegende Tatsache über die Omicron-Modellierung nicht vorgelegt?"

Diese Betrachtung und Fragen in Frasers Artikel resultieren aus der erwähnten Twitter-Diskussion. Medleys erster Wortbeitrag zum Thema Studien und Modellierungen lautete: "Der Punkt, der übersehen wird, ist, dass diese Szenarien keine Vorhersagen sind. Wir können nicht vorhersagen, was die Menschen über Weihnachten tun werden (viele Menschen sind selbst "unentschlossen"). Sie dienen dazu, eine Entscheidung zu unterstützen, um die Möglichkeiten und die Ungewissheit zu veranschaulichen."

Fraser ergriff die Gunst der Minute und stellte dem Modellierungs-Fachmann Fragen zur Vorgehensweise einer Modellierung. Die erste an Medley lautete, warum "LSHTM nicht (wie JP Morgan) ein Szenario mit geringerer Virulenz einbezogen hat - da dies eine sehr plausible Option ist, die die Aussichten massiv verändert." Medley antwortete: "Welchen Sinn würde das haben? Das ist keine abfällige Frage – ich möchte wirklich wissen, was die Entscheidungsträger Ihrer Meinung nach aus diesem Szenario lernen würden." Fraser erwiderte: "In dem von JP Morgan modellierten Szenario mit geringer Virulenz wären keine weiteren Beschränkungen erforderlich, so dass der Schaden für Wirtschaft und Gesellschaft abgewendet werden könnte. Darf ich fragen, warum Sie dieses weniger alarmierende (und durchaus plausible) Szenario nicht für erwähnenswert hielten? Wie Ihre Frage, eine echte Frage …"

Medley erläuterte, dass Fraser die Antwort kenne, da "wenn jemand eine Linie in ein Diagramm zeichnet, bringt das keine weiteren Informationen. Entscheidungsträger sind im Allgemeinen nur an Situationen interessiert, in denen Entscheidungen getroffen werden müssen."

Möchte Medley mit dieser Aussage vage andeuten, dass der "Auftraggeber" sozusagen, eine dienliches Szenario wünscht, bzw. dies im Ergebnis entsprechend seiner Vorstellungen vorzufinden erwartet? Fraser hakte bei Medley nach: "Vielleicht bin ich zu dumm, aber ich fürchte, ich weiß die Antwort nicht! Warum sollten Sie nicht – der Vollständigkeit halber – das Szenario hinzufügen, in dem Omikron weniger virulent ist und keine weiteren Beschränkungen erforderlich sind?" Die Antwort von Medley – aufschlussreich und beeindruckend zugleich:

"Ich meinte, Sie wissen, was passiert. Dieses Szenario sagt nichts aus. Die Entscheidungsträger müssen nicht entscheiden, wenn nichts passiert."

Fraser konterte mit der Feststellung: "Danke, das hilft mir zu verstehen. Sie modellieren also ausschließlich schlechte Ergebnisse, die Einschränkungen erfordern, und lassen ebenso wahrscheinliche Ergebnisse aus, die keine Einschränkungen erfordern würden?" Medleys kurze Erwiderung – erneut lehrreich:

"Wir modellieren im Allgemeinen das, worum wir gebeten werden. Es gibt einen Dialog, in dem die Politikteams mit den Modellierern diskutieren, was sie für ihre Politik benötigen."

Fraser antwortet resümierend: "Okay, also wurden Sie gebeten, schlechte Omikron-Ergebnisse zu modellieren und keinen Kommentar zur Wahrscheinlichkeit abzugeben?" Darauffolgend kommentiert Medley sehr ehrlich:

"Wir modellieren die Szenarien, die für Entscheidungen nützlich sind."

Die unmittelbare Frage die sich aus dieser seltenen Konversationsebene ergibt, lautet: Könnte es auch ein "vernünftiges Worst-Case-Szenario" (Fraser) geben? Die die Ergebnisse bestellter Modellierungen also für die Politik ausgewogener darlegen, als nur "gewünschte" Worst-Case-Szenarien als Dienstleister zu bestätigen?

Professor Robert Dingwall, ein britischer Soziologe und bis vor Kurzem Mitglied im britischen Fachbeirat "Ausschuss für Impfung und Immunisierung", wird im Spectator-Artikel wie folgt zitiert, dass "Medleys Offenheit ein grundlegendes Problem der wissenschaftlichen Ethik in SAGE-Modellierungen offenbart – nämlich eine fest eingebaute Negativität". Ein Teilnehmer der Twitter-Diskussion fragte: "Wie zuverlässig waren die SAGE-Modelle für COVID in der Vergangenheit?" Ebenfalls am 18. Dezember twitterte Medley, an anderer Stelle, in einer weiteren Antwort (nicht an Fraser): "Da Modelle immer eine politische Annahme enthalten (Nichtstun ist eine politische Option), macht es durchaus Sinn, dass die Politik den Modellierern sagt, was ihnen am meisten helfen würde zu entscheiden, was zu tun ist."

Fraser resümiert in seinem Artikel: "Meiner Ansicht nach wirft dies ernste Fragen auf, nicht nur in Bezug auf SAGE, sondern auch in Bezug auf die Qualität der Ratschläge, die für die Entscheidungen über die Schließung des Vereinigten Königreichs herangezogen werden. Und der Mangel an Transparenz und Kontrolle dieser Ratschläge. Das Leben von Millionen von Menschen hängt von der Qualität der Entscheidungen ab, daher ist die Qualität der gelieferten Informationen von großer Bedeutung – für uns alle."

Hat diese Vorgehensweise auch seine Wirkung auf europäische Nachbarn? Wird sie zum Beispiel von der Politik in anderen Ländern wahrgenommen und argumentativ eingesetzt?

Gesundheitsminister Karl Lauterbach twitterte am 17. Dezember: "Die Hospitalisierung in London steigt mit Omikron Welle. Wie stark und wie lange ist unklar. In einem Land wie D wären die vielen Ungeimpften gefährdet." Am 18. Dezember teilte der Gesundheitsminister einen Omikron-Report des National Health Service (NHS), dem staatlichen Gesundheitssystem in Großbritannien und Nordirland, dargelegt im britischen Guardian. Er ließ seine Follower wissen:

Die Überschrift des Guardian-Artikels lautet: "Was der COVID-Tsunami von Omicron für das Vereinigte Königreich bedeuten könnte". Wie es aktuell in England mit Realzahlen ausschaut, zeigt ein Interview des britischen Senders sky-news vom 16. Dezember, mit der britischen Gesundheitsministerin Gillian Keegan:

Wie schaut es aktuell in Deutschland zum Thema Omikron aus? Das ZDF titelte am 19. Dezember: "Modellrechnung zur Viruswelle – Die Omikron-Szenarien. Wie heftig könnte die Omikron-Welle Deutschland treffen? Der Mathematiker Kristan Schneider hat Szenarien berechnet. Hunderttausende tägliche Neuinfektionen seien möglich." Schneider prognostiziert in dem ZDF-Beitrag:

"In einem Worst-Case-Szenario sind in der Spitze bis zu 700.000 Neuinfektionen pro Tag leicht im Rahmen des Möglichen, wenn die Maßnahmen so bleiben wie jetzt."

Schneider ist Professor an der Hochschule Mittweida. Er argumentiert: "Eine vernünftige Datenlage werden wir erst haben, wenn die Welle voll angerauscht ist. Dann ist es aber zu spät zu handeln. Ich halte 50 bis 60 Prozent höhere Ansteckbarkeit für realistisch." Seine Berechnungen würden daher mehrere Szenarien umfassen. Je ansteckender die Omikron-Variante ist, desto heftiger fällt die jeweilige Welle aus, so seine Darlegung für das ZDF und seine Leser. Die ZDF-Redaktion ergänzte: "Andere Forscher kommen zu ähnlichen Ergebnissen wie Schneider und sprechen sogar von einer 'Omikron-Wand', auf die Deutschland zusteuert. In Südafrika, Großbritannien oder Dänemark konnte man bereits sehen, dass das Tempo der Omikron-Ausbreitung erheblich ist."

Es finden sich in demZDF-Beitrag keinerlei Verlinkungen oder Darlegungen, außer einer Grafik, ausgehend den Angaben von Prof. Schneider. Untertitelt mit: "Modellrechnung inklusive Dunkelziffer bei konstanten Maßnahmen, keine Prognose."

Schon im Sommer diesen Jahres hatte Professor Schneider auf Wunsch Zahlen modelliert. Damals war der Auftraggeber der MDR. Der Artikeltext lautete am 13. Juli: "Eine wissenschaftliche Modellsimulation für Deutschland besagt, dass die vierte Corona-Welle kommen wird. Auch bei recht hohem Impfschutz." Das Thema: die Delta-Variante. Es zeigen sich auffällige Parallelen zur gegenwärtigen Diskussion um die Omikron-Variante.

"Deutschland wird Deltas Ansteckungskraft (etwa 1,6-mal so ansteckend wie Alpha und etwa doppelt so ansteckend wie der Wildtyp von vor einem Jahr) im Herbst zu spüren bekommen", so die Berechnung von Professor Kristan Schneider im Juli 2021. Seine Einschätzung: "Es führt kein Weg an der Impfung vorbei! Es ist wichtig der Bevölkerung klar zu machen, dass Normalität erst dann wieder einkehren kann, wenn die Bevölkerung geimpft ist und bessere Behandlungen gegen das Virus entwickelt worden sind."

Das MDR und Schneider resümierten in dem Beitrag: "Über den Haufen geworfen werden könnten alle Modellsimulationen, falls sich eine neue Mutation des Virus bildet und durchsetzt. Entweder eine, die noch ansteckender ist als Delta, oder eine, gegen die die vorhandenen Impfstoffe nicht wirken. Wird so eine neue Mutation kommen? Da geht es Kristan Schneider wie bei der Frage, welche politischen Entscheidungen wohl im Herbst getroffen werden: Das kann er nicht wissen."

Am 17. Dezember twitterte Christian Drosten, federführendes Mitglied des neu gegründeten Expertenrats der Bundesregierung, folgende Zeilen: "Deutschland hat gegenüber UK das Sonderproblem vieler ungeimpfter/nicht genesener Personen >60. Die Impflücke. Omikron ist ein optimales Postpandemievirus. Deutschland ist wegen der Impflücke noch nicht bereit für die endemische Situation."

Der Blick auf die Impfquote der Über-60-Jährigen, zeigt für Deutschland: Erstimpfung 88,1 Prozent, Zweitimpfung 86,9 Prozent. Genesen sind laut Statistik inzwischen ≈5.865.400 Personen, was 85,78 Prozent aller bestätigten, also positiv getesteten Fälle entspricht.

"Das RKI schätzt die Zahl der Genesenen nach Positivbescheid auf rund 4,4 Millionen Genesene, da nach RKI-Leseart "nicht zu diesem Personenkreis jene Genesene gehören, die nach einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion geimpft worden sind. Sie gelten als vollständig geimpft."

"Da die Anzahl der Genesenen, die sich impfen lassen im Rahmen des Impfmonitoring nicht erfasst wird, gibt es auch keine genauen Daten, wie viele Menschen in Deutschland gleichzeitig genesen und geimpft sind.", so nachzulesen in einem Beitrag der Deutschen Welle vom 18. November 2021. Und daher auch keine Zahlen oder Daten der nicht registrierten Genesenen – ohne – Positivbescheid.

Am 19. Dezember veröffentlichte der Expertenrat eine: "Erste Stellungnahme des Expertenrates der Bundesregierung zu COVID-19". Dort heißt es:

"Nationale und internationale Modellierungen der Infektionsdynamik und möglicher Spitzen-Inzidenzen zeigen eine neue Qualität der Pandemie auf."

Das Papier zeichnet folgendes Szenario: "Sollte sich die Ausbreitung der Omikron-Variante in Deutschland so fortsetzen, wäre ein relevanter Teil der Bevölkerung zeitgleich erkrankt und/oder in Quarantäne. Dadurch wäre das Gesundheitssystem und die gesamte kritische Infrastruktur unseres Landes extrem belastet. Weitere Kollateraleffekte sind insbesondere in der berufstätigen Bevölkerung zu erwarten."

Es wäre für gewisse Bürger nun sehr hilfreich, ob aus beruflichem oder auch privatem Interesse, auf welche "Nationale und internationale Modellierungen" sich die Mitteilung des Expertenrates stützt. Nun informierte die Stuttgarter Zeitung am 20. Dezember über folgende Entscheidung:

"Corona-Expertenrat: Regierung gibt Modellrechnungen nicht heraus."

Die Zeitung berichtet: "Welche das sind, sagt die Regierung auf Anfrage unserer Zeitung nicht. 'Die Beratungen des Expertengremiums der Bundesregierung zu COVID-19 sind vertraulich. Die Vertraulichkeit umfasst auch die den Beratungen zugrunde liegenden Unterlagen', schreibt ein Regierungssprecher." Der Wirtschaftsprofessor Stefan Homburg twittert zu diesem Vorgang:

Am 23. Dezember wurden die Modellrechnungen seitens des Expertenrats doch noch zur Veröffentlichung freigegeben.

Die Frage lautet daher für die Menschen im Land – Vertrauen in die Politik oder prüfende Skepsis gegenüber politisch eingeforderten Modelrechnungen? Zusammenfassend liegt es daher weiterhin bei jedem Bürger dieses Landes selbst, welche persönliche Einschätzung und Entscheidung er zur Thematik der "Modellierung" von "Worst-Case-Szenarien" trifft. 

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