Seit Bekanntwerden des Missbrauchsskandals kämpft das Erzbistum Köln gegen einen Glaubwürdigkeitsverlust. Diesen Kampf ließ sich das Erzbistum Millionen kosten. Die Betroffenenorganisation "Eckiger Tisch", welche sich für die Missbrauchsopfer der katholischen Kirche einsetzt, bezeichnete die hohen Ausgaben der Kirche für Anwälte, Gutachter und PR als "erbärmlich und unverfrorenen". Die Opfer hätten hingegen nur 1,5 Millionen Euro in zehn Jahren erhalten.
Matthias Katsch, der sich als das "öffentliche Gesicht" der Initiative versteht, zeigte sich hierüber empört:
Der umstrittene Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki befindet sich in einer mehrmonatigen Auszeit. Woelki hatte angewiesen, dass das Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl mit der Begründung methodischer Mängel unter Verschluss gehalten werden sollte. Kostenpunkt: 757.000 Euro. Er ließ daraufhin ein zweites Gutachten für 516.200 Euro erstellen. Dieses wurde auch veröffentlicht.
Aus 236 Aktenvorgängen wurde eine Zahl von 314 Missbrauchsopfern ermittelt. Bei diesen handelte es sich zum Tatzeitpunkt zwischen 1975 und 2018 um Kinder und Schutzbefohlene. Insgesamt 127 der Beschuldigten waren Kleriker. Die Mehrheit der Opfer männlich (54 Prozent).
Hinzu kamen rechtliche Beratungskosten von 588.000 Euro und für die Pflege eines besseren Image wurde eine PR-Agentur beauftragt. Diese Dienste kosteten 820.000 Euro. Die Kirche spricht von einer "medialen Ausnahmesituation". Mit einer solchen Summe aber habe man nicht gerechnet.
Woelki soll im März seine Auszeit beenden. Der amtierende Weihbischof Rolf Steinhäuser will ihm den Wiedereinstieg ermöglichen und versucht sich in Transparenz. Seit Oktober 2020 stürzte der Missbrauchsskandal das Erzbistum Köln in eine schwere Krise. Die Zahl der Kirchenaustritte stieg um 70 Prozent an.
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