In der bayrischen Landeshauptstadt sind zwei Fälle der erst vor wenigen Tagen entdeckten neuen Omikron-Variante des Coronavirus in Deutschland bestätigt worden, wie die Berliner Zeitung berichtet. Die beiden Reisenden seien am 24. November mit einem Flug aus Südafrika in München eingetroffen, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Samstag.
Eine weitere über den Frankfurter Flughafen nach Deutschland eingereiste Person mit dem Verdacht auf eine Infektion mit der neuen Omikron-Variante des Coronavirus war vollständig geimpft. Sie war am 21. November aus Südafrika über den Flughafen Frankfurt nach Deutschland gelangt, teilte das hessische Sozialministerium am Samstag in Wiesbaden mit. Erst in den Tagen danach hätte sie Symptome gezeigt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die erstmals in Südafrika festgestellte Coronavirus-Variante als "besorgniserregend" eingestuft. Der Erreger mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 "weist eine große Zahl von Mutationen auf", begründete das zuständige WHO-Expertengremium am Freitag seine Entscheidung.
Angelique Coetzee, Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbandes South African Medical Association (SAMA), spricht jedoch von einem "Hype" um die neue Variante. In Kontext von Omikron seien bislang nur "milde Erkrankungen" zu beobachten gewesen, sagte Coetzee gegenüber dem russischen Nachrichtenportal Sputnik.
Demnach zeigen Infizierte für ein bis zwei Tage Symptome wie Muskelschmerzen, Müdigkeit und Unwohlsein. Coatzee erläuterte weiter:
"Wir haben festgestellt, dass Infizierte nicht an Geruchs- oder Geschmacksverlust leiden. ... Von den Infizierten werden einige zu Hause behandelt."
Die Krankenhäuser in Südafrika seien bisher nicht mit Omikron-Patienten überlastet. Die neue Variante sei dort bisher auch noch nicht bei Geimpften festgestellt worden.
Zur Beurteilung der neuen Virusvariante gibt es laut dem Berliner Virologen Christian Drosten noch viele offene Fragen. So sei etwa unklar, ob die Variante tatsächlich ansteckender ist. Er sagte am Freitag:
"Für eine veränderte Krankheitsschwere gibt es derzeit keine Hinweise."
Die Genomveränderungen bei dem Erreger wiesen laut Drosten zwar darauf hin, dass die Virusvariante sich der Immunabwehr entziehen könnte. Er wies jedoch darauf hin:
"Veränderungen im Genom sind aber allein nicht ausreichend, um von einer besorgniserregenden Situation zu sprechen"
Es müsse erst noch herausgefunden werden, ob das Virus sich schneller verbreite oder andere veränderte Eigenschaften habe, die etwa einen schwereren Krankheitsverlauf verursachen. Die Bewertung der Variante sei noch nicht abgeschlossen.
Drosten geht davon aus, dass die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe vor der Variante schützen und verlangt weiteres Impfen:
"Nach derzeitigem Ermessen sollte man davon ausgehen, dass die verfügbaren Impfstoffe grundsätzlich weiterhin schützen. ... Der beste Schutz auch gegen die neue Variante ist daher das Schließen aller Impflücken in der Bevölkerung und die schnelle Verabreichung von Auffrischungsimpfungen."
Die EU habe für die kommenden beiden Jahre laut Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) insgesamt zwei Milliarden Impfdosen bestellt – diese Bestellmenge sei auch dann gesichert, wenn der Impfstoff an die Omikron-Variante angepasst werden müsse, so Spahn am Samstag bei einer Online-Expertenbefragung seines Ministeriums in Berlin. Er resümierte zufrieden:
"Wir haben Produktionskapazitäten, falls man den Impfstoff anpassen müsste. ... Das ist genug, um Europa fast fünf Mal zu impfen."
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