In deutschen Theatern greift die politische Korrektheit immer weiter um sich. Das musste nun auch der 76-jährige Opernregisseur Peter Konwitschny feststellen. Wie letzte Woche bekannt wurde, verlor der Starregisseur bereits vor drei Wochen seine Stelle am Opernhaus in Nürnberg. Laut der NZZ habe er in einer Szene, in der Choristinnen das Erschrecken vor Pistolen hätten spielen sollen, einer Sängerin erklären wollen, warum sie nicht flüchten, sondern weiterhin verängstigt in die Pistolenmündung schauen müsse. Deshalb soll er zu ihr gesagt haben:
"Das ist wie in Afrika, wenn Ihnen ein Löwe entgegenkommt, dann können Sie auch nicht weggucken."
Das "Problem" dabei: Die Choristin ist schwarz. Konwitschny wird daher nun des Rassismus beschuldigt. Den Regisseur stört vor allem, dass niemand in der Situation vor Ort selbst ein Gespräch begonnen habe, sondern die Schauspieler ihn hinter seinem Rücken bei der Intendanz diffamiert hätten. Die Vertreter einer woken Generation sähen das Stereotyp des "alten weißen Mannes" bestätigt. Dabei gilt der mehrfach als Regisseur des Jahres ausgezeichnete Konwitschny für seine polarisierenden Aufführungen eigentlich selbst als altlinker Revoluzzer, der sich ungern in vorgegebene Strukturen fügt.
Erst am Donnerstag wurde publik, dass sich die Staatsoper bereits zwei Wochen vor der Premiere von der Inszenierung "Der Troubadour" am 13. November trennte. Intendant Jens-Daniel Herzog sagte dazu gegenüber der Süddeutschen Zeitung:
"In einer Probensituation hat sich Herr Konwitschny in einer Art geäußert, die von Beteiligten als unangemessen und diskriminierend wahrgenommen wurde ... Die Theaterleitung kam nach Gesprächen mit mehreren beteiligten Personen zu derselben Einschätzung und hat unmissverständlich klargestellt, dass es am Staatstheater Nürnberg für Diskriminierung keinen Platz gibt."
Die Arbeiten an "Der Troubadour" gingen nach Konwitschnys Rauswurf weiter, die Endproben leitete die Regieassistentin Marie-Christine Lüling. Am 13. November fand die Premiere wie geplant unter der 2G-Regel statt – allerdings ohne den Meister.
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